Sonntag, 15. Juni 2025

Digitales BauenDüsseldorf wird BIM-ready

[14.02.2024] Building Information Modeling (BIM) hat sich zur Schlüsseltechnologie bei der Digitalisierung kommunaler Bauprojekte entwickelt. Düsseldorf hat sich auf den Weg gemacht, die Methode in allen planenden, bauenden und betreibenden Fachbereichen einzuführen.
Rendering des BIM-Pilotprojekts Feuerwache Kaiserswerth.

Rendering des BIM-Pilotprojekts Feuerwache Kaiserswerth.

(Bildquelle: Landeshauptstadt Düsseldorf)

Die Implementierung von Building Information Modeling (BIM) in Kommunen markiert einen Paradigmenwechsel im urbanen Bauprojekt-Management. Wo einst Pläne auf Papier und Aktenordner die Norm waren, ermöglicht BIM eine umfassende, digitale Repräsentation von Bauprojekten. Neben einer effizienten und ressourcen­optimierten Projektabwicklung bietet die Methode auch Chancen auf langfristige Vorteile im Bereich des Asset-Managements und des Gebäudebetriebs. Die strategische Ausrichtung einer Kommune in Bezug auf Building Information Modeling erfordert eine klare Vision und einen ganzheitlichen Ansatz. Die Auswahl geeigneter Software, Schulungsprogramme für Mitarbeitende, die Schaffung einer proaktiven BIM-Kultur und die Pilotierung in konkreten Bauprojekten spielen eine entscheidende Rolle.
Bei der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt Düsseldorf basierte die Entscheidung zur Einführung von BIM auf dem klaren Verständnis der Stadt, dass traditionelle Planungs- und Bauweisen den heutigen Anforderungen nicht mehr gerecht werden. Effizienzsteigerungen, eine optimierte Budgetkon­trolle und eine nachhaltige, klima­neutrale Bauweise waren treibende Kräfte hinter dieser strategischen Initiative. Mit dem Grundsatzbeschluss der Verwaltungskonferenz der Landeshauptstadt vom Juli 2021 wurde die stufenweise Einführung und Anwendung der BIM-Methode als verpflichtende Verfahrensweise für den Bereich Planen, Bauen und Betreiben städtischer Bauwerke gestartet.

Gut organisiert zu BIM

Um Synergieeffekte der BIM-Methode in allen Fachämtern und Betrieben effizient zu nutzen, bedarf es jedoch gut durchdachter Prozesse, was eine enge Zusammenarbeit mit allen beteiligten Stakeholdern einschließt. Mit der Schaffung von zehn neuen Planstellen, darunter BIM-Projektkoordinatoren in den Fachämtern sowie einer ämter­übergreifenden BIM-Geschäftsstelle, setzt Düsseldorf bei der Implementierung von Building Information Modeling auf eine effektive Organisation, die den Erfolg dieser revolutionären Veränderung maßgeblich mitgestaltet.
In den Pilotbehörden – dem Amt für Personal, Organisation und IT, dem Amt für Gebäudemanagement, dem Amt für Schule und Bildung, dem Amt für Verkehrsmanagement und dem Amt für Brücken-, Tunnel- und Stadtbahnbau sowie im Stadtentwässerungsbetrieb – sind die BIM-Projektkoordinatoren die erste Anlaufstelle für ihre jeweilige Expertise zum Thema BIM. Ihre Aufgaben reichen von der amtsinternen Schulung der Mitarbeitenden bis hin zur Begleitung und Betreuung erster Pilotprojekte. Die Einrichtung einer dedizierten BIM-Geschäftsstelle, angesiedelt beim Vermessungs- und Katasteramt, zeigt das Engagement der Landeshauptstadt für eine effiziente und gebündelte Implementierung. Die BIM-Geschäftsstelle fungiert als stadtweite, zentrale Anlaufstelle für alle BIM-bezogenen Aktivitäten. Hier laufen nicht nur die Fäden der technologischen Aspekte zusammen, sondern es wird auch sichergestellt, dass die BIM-Strategie Düsseldorfs im Einklang mit den neuesten Entwicklungen auf dem Gebiet der digitalen Bauweise sowie der gesamtstädtischen Digitalisierungsoffensive steht.

Reibungslose Integration gewährleisten

Seit dem Jahr 2021 existiert zudem ein BIM-Arbeitskreis, in dem stadtweite Standards und Strukturen für die Umsetzung entsprechender Projekte geschaffen werden. Der Arbeitskreis trifft sich im Zweiwochenrhythmus und wird von der BIM-Geschäftsstelle geleitet. Mittlerweile partizipieren etwa 40 Mitglieder, darunter die BIM-Projektkoordinatoren sowie freiwillige Teilnehmer aus 13 Fachämtern, an dem Arbeitskreis. Durch die Aufteilung der BIM-Arbeitskreismitglieder in sechs Teams ist eine parallele Bearbeitung von unterschiedlichen Arbeitspaketen möglich. So werden beispielsweise stadtweite BIM-Anwendungsfälle formuliert, Standarddokumente wie AIAs (Auftraggeber-Informations-Anforderungen) und BAPs (BIM-Abwicklungsplan) erarbeitet oder Vertragsdokumente angepasst. Mit der Bereitstellung eines gemeinsamen BIM-Glossars wird ein einheitliches Methodenverständnis bei allen Beteiligten geschaffen.
Die Implementierungsstrategie (aufgeteilt in vier Stufen) wird von der BIM-Geschäftsstelle sowie den BIM-Projektkoordinatoren stetig revidiert, um eine reibungslose Integration von Building Information Modeling in die bestehenden Abläufe der Stadtverwaltung zu gewährleisten. Neben der Erarbeitung von Standarddokumenten setzt die Landeshauptstadt Düsseldorf auf fortschrittliche BIM-Tools und -Technologien, die nicht nur eine effiziente Datennutzung und -speicherung, sondern auch die Interaktion zwischen verschiedenen Fachämtern und externen Projektbeteiligten ermöglichen.
Die Zusammenarbeit zwischen BIM-Projektkoordinatoren und BIM-Geschäftsstelle ist der Schlüssel zur effektiven Koordination aller BIM-Aktivitäten in der Stadtverwaltung. Anfängliche Herausforderungen, wie die Schaffung von Akzeptanz für die neue Arbeitsmethode, veränderte strukturelle Prozesse oder technologische Anpassungen, konnten durch eine kontinuierliche Kommunikation, ämterübergreifende Workshops und die Implementierung gezielter Schulungs- und Zertifizierungsmaßnahmen für alle Mitarbeiter, wie zum Beispiel die Zertifizierung „Professional Certification Foundation Basic Modul“ von Building Smart, bewältigt werden.

Beeindruckende Erfolge

Mit der Umsetzung erster Projekte in den Fachämtern kann Düsseldorf bereits beeindruckende Erfolge in der BIM-Implementierung vorweisen. Um die im BIM-Arbeitskreis erarbeiteten Standards und Strukturen auf ihre Praxistauglichkeit zu prüfen, werden in diversen Pilotvorhaben, darunter große Neubauprojekte, Bestandsprojekte und kleinere Sanierungsmaßnahmen, Anwendungsfälle mit unterschiedlichen Schwerpunkten erprobt.
Pilotprojekte wie der Neubau der Feuerwache Kaiserswerth vom Amt für Gebäudemanagement zeigen etwa, dass die BIM-Methode maßgeblich dazu beitragen kann, die Ökobilanzierung eines Bauwerks zu verbessern. Das Amt für Gebäudemanagement orientierte sich bei der Planung an hohen Bau- und maximalen Nachhaltigkeitsstandards. Als Beitrag für eine Klima-Hauptstadt Düsseldorf wird eine strikte Kohlenstoffdioxid-Vermeidungsstrategie umgesetzt. Über eine BIM-gestützte Variantenuntersuchung wurde die Konstruktionsvariante mit den geringsten CO2-Emissionen identifiziert, die dann die Wahl eines Kohlenstoffdioxid-optimierten Betons und Holztragwerks erleichtert hat.
Die Zukunft von BIM in der Landeshauptstadt Düsseldorf verspricht weitere Innovationen. Da die Methode nicht nur die amtsinterne und ämterübergreifende Kommunikation erleichtert, sondern auch die transparente und schnittstellenarme Kommunikation zu externen Projektbeteiligten und Bürgern sicherstellen soll, wird perspektivisch eine stadtweite CDE-Plattform (Common Data Environment) für alle planenden, bauenden und betreibenden Fachämter geplant.

Kathrin Limbach ist Architektin und seit Juli 2022 als Leiterin der BIM-Geschäftsstelle der Stadt Düsseldorf im Vermessungs- und Katasteramt tätig.




Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Fachverfahren
Außenaufnahme einer Hand mit Smartphone. Das Display zeigt die Website der elektronischen Wohnsitzanmeldung. Im Hintergrund ist unscharf das Erfurter Wahrzeichen, die Krämerbrücke, erkennbar.

Erfurt: Elektronische Wohnsitzanmeldung pilotiert

[13.06.2025] In Thüringen kommt der Roll-out der elektronischen Wohnsitzanmeldung in Gang: Nach Meiningen ist Erfurt die zweite Kommune, die den neuen Onlinedienst pilotiert. Von dem Service profitieren Personen, die innerhalb der Stadt umziehen ebenso wie Zuzügler. mehr...

Greven: Digitalisierung der Bauverwaltung

[12.06.2025] Bauanträge können in Greven jetzt auch digital gestellt werden. Dazu nutzt die Stadt die Fachanwendung ProBAUG sowie die Onlineplattform Prosoz elan comfort des Anbieters Prosoz. mehr...

Der Mindener Marktplatz, umgeben von historischen Gebäuden.
bericht

Ausländerwesen: Minden setzt auf VERA

[30.05.2025] Der Wechsel auf die Software VOIS|VERA hat in der Ausländerbehörde der Stadt Minden für deutliche Arbeitserleichterungen gesorgt. Obwohl an einigen Stellen noch Optimierungsbedarf herrscht, ist die Stadt mit dem Umstieg mehr als zufrieden. mehr...

Hund geht an der Leine neben einer Frau.

Ganderkesee: Digitale Hundemarke

[30.05.2025] In Ganderkesee können Hundemarken künftig auch via Smartphone vorgezeigt werden. Wer das digitale Zusatzangebot nutzt, muss keine Metallhundemarke mit sich führen. mehr...

Kreis Rostock: Im Bauwesen vorne

[13.05.2025] Der Kreis Rostock möchte ein vollständig digitales Bauantragsverfahren einführen und zählt dabei zu den Vorreitern in Mecklenburg-Vorpommern. Unterstützt wird die Kommune vom Unternehmen Prosoz Herten. mehr...

Blick über von Dresden, vom Rathaus aus gesehen.

Dresden: Schnell und digital zum Wohngeld

[07.05.2025] Die sächsische Landeshauptstadt Dresden nutzt für den digitalen Wohngeldantrag ab sofort den Online-Antragsassistenten des Freistaates Sachsen. Damit soll der Antragsprozess noch einfacher, übersichtlicher und schneller ablaufen. mehr...

AKDB: Cloudbasierte Lösung für die Bauaufsicht

[07.05.2025] Eine cloudbasierte Version ihrer Baugenehmigungssoftware bringt die Anstalt für Kommunale Datenverarbeitung in Bayern (AKDB) auf den Markt. OTS Bau SaaS soll Bauaufsichtsbehörden entlasten und komplett digitale Workflows ermöglichen. mehr...

Kommunaler Sozialverband Sachsen: Digitalisierung in Eigenregie

[05.05.2025] Der Kommunale Sozialverband Sachsen setzt künftig auf die No-Code-Plattform VIS des Unternehmens PDV. Damit lassen sich digitale Aktenführung, Datentransfer und Prozesse eigenständig gestalten und flexibel in bestehende IT-Strukturen integrieren. mehr...

Bundesinnenministerin Nancy Faeser in Dessau, 22. April 2025

Meldewesen: Neues Verfahren zur Ausweisbeantragung

[24.04.2025] Über das neue digitale Verfahren zur Beantragung von Pass- und Ausweisdokumenten hat sich Bundesinnenministerin Nancy Faeser in Dessau-Roßlau informiert. mehr...

Screenshot der Startseite des virtuellen Bauamts der Stadt Mannheim.

Mannheim: Ein Jahr virtuelles Bauamt

[04.04.2025] Seit einem Jahr werden in Mannheim Baugenehmigungen vom Antrag bis zur Genehmigung ausschließlich elektronisch eingereicht und weiterbearbeitet. Auch die fertigen Bescheide können mittlerweile elektronisch übermittelt werden. Als nächstes soll die Bauamtsplattform an das städtische Fachverfahren angebunden werden. mehr...

Screenshot von Work4Kids, der Jobbörse von Little Bird

Little Bird: Jobbörse gestartet

[03.04.2025] Die jetzt freigeschaltete Jobbörse von Anbieter Little Bird möchte Kindertagesstätten, Schulen und andere pädagogische Einrichtungen dabei unterstützen, qualifiziertes Personal zu finden. mehr...

Panoramaansicht der Stadt Jena

Jena: Neue Software im Fachdienst Bürgerdienste

[01.04.2025] Die Stadt Jena stellt ihren Fachdienst Bürgerdienste auf die Software VOIS | MESO um, um Verwaltungsprozesse zu optimieren und die Arbeitsabläufe effizienter zu gestalten. Die technische Migration erfolgt im laufenden Betrieb und umfasst die Übertragung von über 115.000 Datensätzen. mehr...

Manuela Marxen, Claudia Wiegelmann und Pascal Stewin stehen nebeneinander vor einem Gebäude, Stewin hält einen aufgeklappten Laptop in der Hand.

Gütersloh: Vom Bürgerportal ins Trauzimmer

[21.03.2025] Die Stadt Gütersloh führt die EfA-Leistung Ehe ein. Paare können ihre Eheschließung dann online an- oder voranmelden, ein Ehefähigkeitszeugnis beantragen, ihre Ehe nachbeurkunden lassen oder Ehe- und Lebenspartnerschaftsurkunden beantragen, bestellen und bezahlen. mehr...

Digitalisierung ist ein kontinuierlicher Prozess.

Stuttgart: Bau‐Ermöglichungsämter statt langer Wartezeiten

[19.03.2025] Stuttgart will seine Bauverfahren beschleunigen und setzt sich ambitionierte Ziele. So sollen Bauanträge künftig in 65 Tagen entschieden werden. Dafür setzt die Stadt auf mehr Personal, optimierte Prozesse und Digitalisierung. Ein erster Schritt: Online-Terminbuchungen im Baurechtsamt. mehr...

Die digitale Wohnsitzanmeldung erspart Bürgerinnen und Bürgern nach einem Umzug den Amtsbesuch – und entlastet die Bürgerämter. In Hessen startet jetzt der Roll-out.

OZG: Minden testet Online-Wohnsitzanmeldung

[19.03.2025] Das nordrhein-westfälische Minden erweitert seine Dienstleistungen um die digitale Wohnsitzanmeldung. Der Service kommt ganz ohne Besuch beim Amt aus. Nun sucht die Stadt Testpersonen, die kürzlich umgezogen sind und den Onlinedienst ausprobieren wollen. mehr...