Mönchengladbach45 Maßnahmen für die Smart City

Mönchengladbach macht sich auf den Weg zur smarten Stadt.
(Bildquelle: axfphotography/123rf.com)
Einstimmig hat jetzt der Rat der Stadt Mönchengladbach eine Smart-City-Strategie und die damit zusammenhängenden Leitlinien zur Datensouveränität beschlossen. Gemeinsam mit den Mönchengladbacher Abfall-, Grün- und Straßenbetrieben (mags) sowie der NEW AG will die nordrhein-westfälische Modellkommune insgesamt 45 Ideen umsetzen. Sie werden den sechs Handlungsfeldern Basistechnologien, Datensouveränität, Kollaboration, Mobilität, Umwelt sowie digitale außerschulische Bildung und Teilhabe zugeordnet. „Die Smart-City-Strategie steht nicht für sich, sondern stützt als Querschnittsansatz unsere städtische Gesamtstrategie“, sagt Oberbürgermeister Felix Heinrichs. Entsprechend sei die Strategie im engen Schulterschluss mit städtischen Gesellschaften und vielen anderen Akteuren der Stadtgesellschaft erarbeitet worden. „Anderthalb Jahre haben die Stadt, die mags und die NEW AG die Strategie in einem sehr lebendigen und interaktiven Prozess entwickelt“, berichtet die Smart-City-Programmleiterin Kira Tillmanns. „Dabei haben wir eng mit Kooperations- und Wissenspartnern aus unserer Stadt zusammengearbeitet, aber auch von Bürgerinnen und Bürgern wertvollen Input erhalten.“
Wertvolle Erfahrungen gesammelt
Rund elf Strategie-Workshops wurden nach Angaben der Stadt durchgeführt. Mit dem SmartCity-Summit.Niederrhein 2021 habe außerdem eine Fachmesse mit 260 Akteuren aus Kommunen, Wissenschaft und Wirtschaft stattgefunden. Einen Auftakt zum interkommunalen Austausch soll es am 23. November 2022 auf dem SmartCity-Summit geben. Mehrmals ging es zudem online und auf Wochenmärkten vor Ort auf Ideenjagd mit den Bürgerinnen und Bürgern. „Als Ergebnis dieses Prozesses haben wir sechs Handlungsfelder, 32 Herausforderungen, sechs Visionen und 21 strategische Ziele formuliert, die uns als strategische Leitplanken in der Umsetzungsphase begleiten“, sagt Tillmanns. 70 Projektideen seien entstanden, von denen 45 Maßnahmen in das Portfolio aufgenommen werden konnten. Erste grundlegende Vorhaben haben die Projektpartner ebenfalls initiiert. Prototypisch habe man zum Beispiel Sensoriknetze aufgebaut und eine urbane Datenplattform entwickelt. Auch seien erste Schritte hin zu einem Digitalen Zwilling in Stadtmitte und Westend gemacht. „Das alles sind wertvolle Erfahrungen, die uns helfen, die anstehende Umsetzungsphase besser zu planen und zu meistern“, erklärt Tillmanns.
Digitaler Zwilling der Stadt
Für die Umsetzungsphase ist unter anderem geplant, den Digitalen Zwilling vom Westend auf das gesamte Stadtgebiet auszuweiten, kündigt Mönchengladbach an. Dabei handle es sich um ein exaktes, virtuell begehbares 3D-Abbild des Stadtraums, in dem punktgenau wichtige Informationen und Sensordaten echtzeitbasiert verortet werden können. Dies ermögliche insbesondere detailgetreue Ist-Analysen und Simulationen für anstehende städtische Maßnahmen. Auch die Daten, die im Rahmen anderer Projekte erhoben werden, können hier eingebracht werden. So lasse sich etwa kartenbasiert analysieren, wie die Verkehrsflüsse innerhalb der Stadt oder Bewegungsströme in Parks verlaufen. Ebenso lassen sich städtebauliche Planungen virtuell darstellen und die dazugehörigen Anregungen aus Bürgerbeteiligungsverfahren hinterlegen. Die Bürgerbeteiligung selbst soll ebenfalls smarter werden. Zum einen werde es eine neue Online-Beteiligungsplattform geben, zum anderen sei ein dauerhaftes Befragungs-Panel geplant, das die Meinung aller Mönchengladbacher möglichst repräsentativ abbildet.
Umweltfreundliche Mobilität
Eine wichtige Rolle spielt die Smart City auch für die Entwicklung und Umsetzung umweltfreundlicher Energie- und Mobilitätskonzepte, erklärt Frank Kindervatter, Vorstandsvorsitzender der NEW AG: „Die Digitalisierung ist ein Motor, um innovative Lösungen zu entwickeln, von kundenzentrierten Verkehrsangeboten bis hin zur Steigerung der Energieeffizienz in öffentlichen und privaten Gebäuden.“ Beispielsweise will die NEW AG ein Ride Sharing realisieren. Ein Algorithmus werde dazu die Fahrziele unterschiedlicher Personen sammeln und automatisiert Fahrgemeinschaften ermitteln und organisieren.
Als weiteres Projekt kündigt NEW eine zentrale Mobility-as-a-Service-Plattform an. Sie soll alle Mobilitätsanbieter in der Stadt einbeziehen und Zug- und Busverbindungen, E-Bikes und E-Roller, Carsharing-Angebote, Parkplätze und Ladesäulen anzeigen. Auch will die NEW AG aus den Smart-City-Daten Antworten ablesen: Braucht es in Zukunft noch feste Bushaltestellen? Oder sind Kleinbusse auf Abruf besser, sofern es nicht ausgelastete Buslinien gibt? Erste konkrete Erfahrungen zum bedarfsorientierten ÖPNV sollen demnächst mit zwei On-Demand-Bussen im Rheindahlener Land gesammelt werden.
Hebel für Klimaresilienz
Der Vorstandsvorsitzende der Mönchengladbacher Abfall-, Grün- und Straßenbetriebe, Hans-Jürgen Schnaß, sieht in der Smart-City-Strategie einen Hebel für klimaresiliente Grünflächen: „Der Klimawandel erfordert smarte Lösungen, um die Resilienz des Stadtgrüns zu fördern.“ Die mags werden deshalb gemeinsam mit der Stadt den Bunten Garten und den Stadtwald Rheydt als Reallabore nutzen. In den so genannten Smart-im-Park-Laboren sollen unterschiedliche Anwendungsfälle erprobt werden. Dazu zählen ein digitales und automatisiertes Bewässerungssystem für Bäume, digitale Anwendungen für Besucherinnen und Besucher im Rahmen der Umweltbildung oder die anonymisierte Analyse des Besucherverhaltens mit dem Ziel, die Parkgestaltung zu optimieren.
„Wir haben bereits erste erfolgreiche Anwendungsfälle, in denen wir mithilfe von Sensoren den Wasserstand in Baumbeeten messen. Ob es am Ende Sensoren sind oder die Analyse von Luftbildern ist aber zweitrangig. Wichtig ist, dass wir smarte Lösungen für eine gezielte Bewässerung hinbekommen, gerade im Hinblick auf die Klimaveränderungen“, sagt Schnaß. „Intelligentes Stadtgrün bedeutet außerdem, die Mönchengladbacher für Umweltthemen zu begeistern, indem innovative Verfahren zum Einsatz kommen.“ Dazu zählt der Modellversuch Kinderwissenschaftler*innen: In Modell-Kitas sollen pädagogische Konzepte der Umweltbildung anhand von Sensoren und Datenvisualisierungen erprobt werden. Wetterdaten könnten so gesammelt oder smarte Beete angelegt werden.
Datengestütztes Wissen nutzen
„Smart City zu werden, bedeutet, dass wir als Kommune und unsere Partner datengestütztes Wissen nutzen – und zwar im besten Sinne. Also vollständig anonymisiert und mit dem Ziel, unseren Bürgerservice zu verbessern“, erklärt Oberbürgermeister Felix Heinrichs. Am Ende sollen smarte Ergebnisse mit konkretem Nutzen stehen. Nun werde es aber zunächst darum gehen, diesen Weg vorzubereiten. „Wir müssen lernen, die Stadt und ihre Menschen mithilfe von Daten besser zu verstehen“, sagt Heinrichs. Dafür werden im Rahmen der Projekte Strukturen der Zusammenarbeit aufgebaut, Erfahrungen mit der Datenerhebung gesammelt und Netzwerke etabliert, aus denen heraus smarte Lösungen unbürokratisch realisiert werden können. „Was vor uns liegt, ist ein Stück weit Aufbauarbeit – aber anhand von konkreten Projekten mit konkretem Nutzen“, so der OB.
Seit Januar 2021 wird Mönchengladbach als Modellprojekt Smart Cities vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) unterstützt. Die Stadt erhält laut eigenen Angaben eine Förderung in Höhe von rund 15 Millionen Euro, die sich über maximal sieben Jahre erstreckt. Zusätzliche 1,7 Millionen Euro erbringen Kommune und NEW AG an Eigenmitteln. In der zeitnah endenden ersten Phase des Förderprojekts wurden die Entwicklung einer integrierten Smart-City-Strategie und erste grundlegende Maßnahmen finanziert. In der zweiten Phase werden die Maßnahmen und die kontinuierliche Weiterentwicklung der Strategie bis 2027 gefördert. Regelmäßige Einblicke in die Projekte und das Strategiepapier zum Download gibt es auf der Mönchengladbacher Smart-City-Website.
Mossautal: Sensoren für Resilienz und Nachhaltigkeit
[23.10.2025] Mossautal will mithilfe von Sensoren nachhaltiger und resilienter werden und nutzt dafür Lösungen, die der Odenwaldkreis umgesetzt hat. MOSSAUdigiTAL wird mit 129.000 Euro aus dem Programm Starke Heimat Hessen gefördert. mehr...
Freiburg i. Breisgau: Ein Fall für das i-Team
[22.10.2025] In Freiburg im Breisgau soll künftig ein kommunales Innovation Team (i-Team) gemeinsam mit städtischen Mitarbeitenden und Partnern aus der Zivilgesellschaft neue Lösungsansätze entwickeln, um das Leben der Menschen vor Ort zu verbessern. Unterstützt wird die Stadt dabei von der Stiftungsorganisation Bloomberg Philanthropies. mehr...
Starke Heimat Hessen: Geförderter Zeitsprung für Alsfeld
[21.10.2025] Mit einer offenen urbanen Plattform, die Daten aus Sensoren in Echtzeit auswertet, will Alsfeld einen wichtigen Schritt in Richtung Zukunft schaffen. Dafür erhält die Kommune eine Förderung in Höhe von 125.000 Euro aus dem Programm Starke Heimat Hessen. mehr...
Wolfsburg: Abfallwirtschaft kehrt smart
[16.10.2025] Saubere Straßen, weniger Aufwand und ein gezielter Einsatz von Ressourcen: In Wolfsburg verrichtet ab sofort eine intelligente Kehrmaschine ihren Dienst. Zum Einsatz kommt dafür die bereits im Smart-Parking-Projekt genutzte Sensorik, die entsprechend weiterentwickelt wurde. mehr...
Smart City trifft KI: Seminar mit Praxisbezug
[16.10.2025] „Smart City trifft KI“ lautet der Titel eines Seminars, zu dem der Deutsche Verein für Vermessungswesen (DVW) – Gesellschaft für Geodäsie, Geoinformation und Landmanagement Mitte November nach Hannover einlädt. Es wird anhand praxisnaher Beispiele aufgezeigt, wie vielseitig Künstliche Intelligenz zur Gestaltung smarter Städte und Regionen beitragen kann. mehr...
Cottbus/Chóśebuz: Open-Data-Portal vorgestellt
[13.10.2025] Im Rahmen einer smarten Kreativnacht hat die Stadt Cottbus/Chóśebuz wichtige Ergebnisse aus ihrem Smart-City-Prozess der Öffentlichkeit vorgestellt. Eine wichtige Rolle spielt das nun gelaunchte Open-Data-Portal mit Digitalem Zwilling: Es soll zu einer zentralen Datendrehscheibe ausgebaut werden. mehr...
Saarbrücken: Smarter Zebrastreifen eingeweiht
[08.10.2025] Ein smarter Zebrastreifen soll in Saarbrücken für mehr Sicherheit im Straßenverkehr sorgen. Autofahrern wird dort künftig per LED und Laserstreifen angezeigt, dass Fußgänger die Straße überqueren möchten. mehr...
Smart Country Convention: CUT-Projektbericht vorgestellt
[02.10.2025] Die Städte Hamburg, Leipzig und München haben auf der Smart Country Convention Ergebnisse aus fünf Jahren Arbeit am Projekt Connected Urban Twins (CUT) präsentiert. Der Projektbericht zeigt, wie urbane Datenplattformen und Digitale Zwillinge die Integrierte Stadtentwicklung in Deutschland voranbringen können. mehr...
Smart City Award 2025: Gemeinsam zur Smart City
[01.10.2025] Bei der Verleihung des Smart City Awards im Rahmen der Smart Country Convention in Berlin wurde deutlich, dass die Digitalisierung eine Gemeinschaftsaufgabe ist. Welche Erfolgsfaktoren es gibt, wurde bei der Podiumsdiskussion erläutert. mehr...
Smart City Award 2025: Aufruf zur Zusammenarbeit
[01.10.2025] Die bayerische Landeshauptstadt München hat erneut den Smart City Award gewonnen. Bei ihrer Keynote zur Preisverleihung auf der Smart Country Convention formulierte IT-Referentin Laura Dornheim klare politische Forderungen. mehr...
Kreis Wunsiedel: Startschuss für digitale Modellprojekte
[23.09.2025] Im Kreis Wunsiedel sind die ersten digitalen Modellprojekte aus dem EU-Projekt PilotInnCities gestartet. Start-ups und KMU erproben dort mit kleinen Budgets Lösungen für sechs regionale Problemstellungen – von Wanderinfrastruktur bis digitaler Raumbuchung. mehr...
Arnsberg: Digitale Info-Terminals in Ortsteilen
[19.09.2025] Die Stadt Arnsberg will in den Ortsteilen Voßwinkel und Bruchhausen digitale Info-Terminals installieren und so das digitale Angebot auf dem Land fördern. mehr...
Verl: Mit LoRaWAN zur Smart City
[16.09.2025] Für den Ausbau ihres LoRaWAN richtet die Stadt Verl ein Testfeld für unterschiedliche Sensoren und Technologien ein. Die gesammelten Daten sind über ein Dashboard öffentlich einsehbar. mehr...
Baden-Württemberg: Digitale Parkraumkontrolle steigert Effizienz
[15.09.2025] In Baden-Württemberg läuft seit einigen Monaten ein Pilotversuch zur Parkraumkontrolle mittels Scan-Fahrzeug. Eine erste Auswertung zeigt nun: Damit lässt sich eine massive Effizienzsteigerung erzielen. mehr...
Smart City Index 2025: An der Spitze wird es eng
[11.09.2025] Der Branchenverband Bitkom hat seinen diesjährigen Smart City Index veröffentlicht. Im Ranking der digitalsten deutschen Großstädte konnte München seinen ersten Platz verteidigen – liegt aber nur noch knapp vor der Freien und Hansestadt Hamburg. Auf Platz 3 hat sich Stuttgart vorgeschoben, Aufsteiger des Jahres ist Hannover. mehr...