Smart Country ConventionDigitalisierung hoch zwei

Am zweiten Tag der digitalen Special Edition der Smart Country Convention standen smarte Städte und Regionen im Fokus.
(Bildquelle: © Messe Berlin)
Es geht um Klimaschutz und Daseinsvorsorge, Wettbewerbsfähigkeit und Partizipation, Lebensqualität und Effizienz. Die Zuschreibungen für das Label Smart City können gar nicht groß genug ausfallen. Die Städte, Gemeinden und Kreise sollen und wollen digital werden beziehungsweise digitale Technologien nutzen, um vorausschauender planen und besser funktionieren zu können und damit attraktiver für ihre Einwohner zu werden. Grundlegende Voraussetzung dafür ist der breitbandige Netzausbau. Dass dieser durchaus noch immer nicht allerorten weit fortgeschritten ist, belegt schon die Tatsache, dass Henriette Reker und Thomas Eiskirch, die Oberbürgermeister von Köln und Bochum, den eigenen Netzausbau in ihren Statements so deutlich hervorheben. Köln kann auf eine eigene Netzgesellschaft verweisen, in Bochum sind 90 Prozent Glasfaserleitungen für Bürger und Unternehmen verlegt. Beide Städte rangieren im aktuellen Smart-City-Index des Branchenverbands Bitkom (wir berichteten) übrigens in der Top 10 – Köln auf Platz 2 und Bochum auf Platz 7.
Zweite wichtige Voraussetzung für smarte Städte ist eine digitale Verwaltung. Insofern macht es Sinn, wenn die Smart Country Convention beides an getrennten Tagen in den Blick nimmt. Wie beim Netzausbau herrschen in Sachen Verwaltungsdigitalisierung große Unterschiede zwischen Städten und kleinen Gemeinden und den Bundesländern vor. Eine vom Onlinezugangsgesetz (OZG) – das nach 2022 in ein Verwaltungszukunftsgesetz überführt werden soll – verbürgte Angleichung der digitalen Verwaltungsleistungen landauf und landab wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen.
Große Vielfalt an Projekten
Derweil gehen die Planungen für das Zusammenspiel von intelligenter Verwaltung und smarter Stadt eifrig voran – in durchaus unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Während in Hamburg (in Kooperation mit München und Leipzig) an einem so genannten digitalen Zwilling gearbeitet wird, einem 3D-Abbild der Stadt, das für die Modellierung aller möglichen Sektoren wie Wohnraum, Verkehr oder Schulen eingesetzt werden und wichtige Steuerungsergebnisse liefern kann, ist man in der schleswig-holsteinischen Gemeinde Stockelsdorf froh, die rechtlichen Hürden für die Virtualisierung der Ratssitzungen zur Corona-Zeit erfolgreich überwunden zu haben.
Ulm hat eine Stadtbibliothek für digitale Bildung eingerichtet und bietet Co-Learning für seine Bürgerinnen und Bürger an, die sich dort von Robotern und Chatbos beraten lassen können. Zürich experimentiert mit einem Personenbeförderungssystem auf Zuruf in den späten Stunden. Linz will zur klimaneutralen Industriestadt werden und schickt Wasserstoffbusse auf die Straßen. Wadgassen im Saarland hat sich im Zuge der Pandemie von einer reinen Wohngemeinde zu einem Ort entwickelt, wo die Möglichkeiten für mobiles Arbeiten relevant geworden sind. Immer mehr Menschen wollen und können von zu Hause aus oder vor Ort arbeiten. Die Stadtverwaltung trägt dem nun durch einen Co-Living-Space in unmittelbarer Nähe von Schule und Kita Rechnung, wo die Menschen mobil arbeiten können, wenn es die eigenen vier Wände nicht ideal zulassen.
Konkurrierende Wettbewerbe
Auf der Smart Country Convention sind unzählige und sehr unterschiedliche Beispiele für mehr Smartness in Städten präsentiert worden. Angespornt durch zwei konkurrierende Modellprojektförderungen seitens des Bundesinnen- und des Bundeswirtschaftsministeriums ist für die klugen Städte und ihre sicher sehr guten Ideen einiges an Geld vorhanden. Zusätzlich schüttet das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft innerhalb seines Bundesprogramms Ländliche Entwicklung (BULE) Gelder für die Stärkung des ländlichen Raums und für gleiche Lebensverhältnisse aus, die ebenfalls für Digitalprojekte verwendet werden können. Das reicht vom Car-Sharing über die Nahversorgung bis hin zu Projekten für das Ehrenamt. In Bremke bei Göttingen ist beispielsweise die „sorgende Dorfgemeinschaft“ ausgerufen worden, andernorts entstehen Marktplätze für Landkreise mit den entwickelten Lösungen, die von anderen Kommunen nachgenutzt werden können.
Nachnutzung organisieren
Apropos Nachnutzung. Vorausgeschickt sei, dass Modellprojekte und Erprobungsräume, Versuche und Irrtümer sicherlich notwendig sind, um die Modernisierung und Digitalisierung in Städten und auf dem Land voranzutreiben. Allzu bekannte Fehler sollten aber doch möglichst nicht wiederholt werden. Hierzu zählt die Heterogenität genannte Vielfalt an Lösungen, die bereits die Verwaltungsdigitalisierung auszeichnet: die vielen Parallelentwicklungen an unterschiedlichen Orten, deren Akteure offenbar nichts voneinander wissen. Beispielsweise ist es völlig unverständlich, wieso etwa in der Stadt Wolfsburg innerhalb einer Open-Smart-City-App ein Parkticket-System samt Payment, Mängelmelder und Ladesäulenfinder selbst entwickelt werden, wenn es dies längst anderswo gibt. Auch Smart-Parking-Lösungen, wie sie etwa in Lemgo durch das Fraunhofer-Institut IOSB vorangetrieben werden, gibt es bereits am Markt.
Nichts gegen den Wettbewerb um gute Lösungen. Doch sollte unbedingt vermieden werden – vor allem, wenn es sich um öffentliche Gelder handelt –, dass nun Insellösungen entstehen, die an anderer Stelle mangels Standardisierung gar nicht eingebunden werden können. Die Fördermittelgeber in den Ministerien sollten sich rechtzeitig Gedanken über eine professionelle Nachnutzung von Smart-City-Lösungen machen, so wie es in denselben Häusern derzeit bei den Verwaltungslösungen nach dem Einer-für-Alle-Prinzip geschieht.
Mönchengladbach: Neues Stadtlabor startet
[17.06.2025] Mönchengladbach eröffnet jetzt das stadtlabor.mg, ein Citizen Lab, das als zentraler Ort für digitale Bildung, das gemeinsame Forschen und die digitale Teilhabe dienen soll. In Zusammenarbeit mit den Bürgerinnen und Bürgern sollen hier digitale Lösungen für die Stadt entwickelt und getestet werden. mehr...
Frankfurt am Main: Bäume werden smart bewässert
[16.06.2025] Das Grünflächenamt der Stadt Frankfurt am Main, der Palmengarten und das Fraunhofer-Institut FIT arbeiten aktuell an einer smarten Lösung für eine bedarfsgerechte Bewässerung von Bäumen. Das Projekt soll als Blaupause für andere Kommunen bundesweit dienen. mehr...
Emmerich: Digitales Baumkataster
[13.06.2025] Wie alt ist der Baum vor der eigenen Haustür? Die Stadt Emmerich am Rhein hat die Daten zu rund 8.500 Straßenbäumen jetzt in einem digitalen Baumkataster online verfügbar gemacht – mitsamt Angaben zu Standort, Baumart, Alter oder Kronendurchmesser. mehr...
Studie: Datenplattformen im Vergleich
[11.06.2025] Eine neue Veröffentlichung aus der Begleitforschung der Modellprojekte Smart Cities (MPSC) nimmt Urbane Datenplattformen (UDP) in den Blick. Ein Marktüberblick und ein Kriterienkatalog sollen Kommunen helfen, die für sie passende Lösung zu finden. mehr...
dataMatters: 25 Städte an urbanOS angeschlossen
[11.06.2025] Das Kölner Start-up dataMatters hat ein Pilotprogramm gestartet, in dessen Rahmen Kommunen die Smart-City-Lösung umfassend in einem frühen Testbetrieb erproben können. Städte, Landkreise und Gemeinden erhalten dabei bis zu 50 Sensoren, Zugriff auf KI-gestützte Datenanalyse und das Dashboard. mehr...
Aachen: SchwarmMessRad sammelt Umweltdaten
[10.06.2025] Die von der Stadt Aachen verliehenen Lastenräder sammeln ab sofort in Echtzeit verschiedene Umweltdaten. Die im Rahmen des Projekts SchwarmMessRad gewonnenen Erkenntnisse will die Stadt unter anderem nutzen, um die Stadtplanung zu optimieren und Klimaanpassungsmaßnahmen voranzutreiben. mehr...
Dortmund: Sensoren für die Stadtbaumpflege
[03.06.2025] Ob smarte Technik das Dortmunder Grünflächenamt bei der Baumpflege unterstützen kann, soll ein Modellprojekt zeigen. Mehrere Stadtbäume sind dafür mit Sensoren ausgestattet worden, welche die Feuchtigkeit in den Baumkronen messen. mehr...
Katastrophenschutz: Mit FloReST fit für Starkregen
[02.06.2025] Im Rahmen des Projeks FloReST wurde eine neue Lösung für die digitale Starkregenvorsorge entwickelt. Diese basiert auf der Software disy Cadenza und verknüpft Bürgerbeteiligung, Datenanalyse und 3D-Visualisierung. mehr...
Aachen: Smart City Hackathon
[30.05.2025] In Aachen wurde erstmals ein Smart City Hackathon Premiere durchgeführt. In multidisziplinären Teams wurden konkrete Lösungsansätze für zentrale Herausforderungen der smarten Stadtentwicklung erarbeitet. mehr...
BSI: Sicherheit für urbane Datenplattformen
[20.05.2025] Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hat eine Richtlinie rund um die Sicherheit urbaner Datenplattformen veröffentlicht. Kommunen werden unterstützt, Sicherheitsaspekte frühzeitig mitzudenken und Risiken systematisch zu adressieren – für eine sichere, smarte Stadtentwicklung. mehr...
urbanOS: Betriebssystem für smarte Städte
[20.05.2025] Das Betriebssystem urbanOS des Kölner Start-ups dataMatters soll Städte beim digitalen Infrastrukturmanagement unterstützen – mit föderierter KI, hohem Datenschutz und flexibler Anbindung. Erste Pilotprojekte laufen in über 20 Kommunen. mehr...
Modellprojekte Smart Cities: 22. Regionalkonferenz in Halle (Saale)
[19.05.2025] Smart sein: Brücken bauen – Netzwerke nutzen: Unter diesem Motto steht die 22. Regionalkonferenz der Modellprojekte Smart Cities. Sie findet am 3. Juni in Halle (Saale) statt. mehr...
Potsdam: Drei Jahre Digitalisierungsrat
[19.05.2025] Nach drei Jahren kam der Potsdamer Digitalisierungsrat ein letztes Mal zusammen. Politik und Verwaltung zogen eine positive Bilanz. Ein Beschlussvorschlag zur Fortsetzung des Gremiums soll im Juli ins Stadtparlament eingebracht werden. mehr...
Future District Toolbox: Baukasten für das Quartier von morgen
[16.05.2025] Ein neues Whitepaper für Stadtplanung, Immobilienentwicklung und Kommunen bietet die am Fraunhofer IAO angesiedelte Future District Alliance an. Die Future District Toolbox Teil I umfasst 40 praxisnahe, anpassbare Blaupausen für eine zukunftsorientierte Quartiersentwicklung beispielsweise mit KI-Tools. mehr...
Augsburg: Echtzeitdaten zu Bus und Bahn
[12.05.2025] Augsburg hat sein Smart-City-Dashboard um zwei neue Datenbausteine erweitert: Neben Live-Daten zum ÖPNV sind nun auch aktuelle Zahlen zum Radverkehr abrufbar. Die Urbane Plattform bildet das Fundament für eine smarte, integrierte Verkehrssteuerung. mehr...