[13.10.2023] Der Digitalverband Bitkom präsentiert zum fünften Mal sein Ranking smarter Großstädte. Zwar gab es Dynamik in den Rängen, gleichzeitig hat die Spitzengruppe seit Jahren wenig Neuzugänge. Deutlich wurde auch, dass Städte mit Hochschulen und Start-ups profitieren.
Nachdem der Bitkom bereits in der vergangenen Woche die Gewinner-Shortlist zum alljährlich erhobenen Smart City Index präsentierte (
wir berichteten), machte der Digitalverband jetzt die genaue Reihenfolge der Platzierten öffentlich. Im mittlerweile zum fünften Mal durchgeführten Ranking smarter Großstädte in Deutschland gab es einige Wechsel. München erreicht erstmals Platz 1, Hamburg liegt nach vier Jahren nicht mehr an der Spitze (
wir berichteten), sondern auf dem zweiten Platz, Köln kommt als Dritter auf das Treppchen. Der Vorjahresdritte Dresden fiel im diesjährigen Ranking um drei Plätze zurück auf Rang 6. Ulm schafft es mit Rang 9 erstmals unter die Top 10 der smartesten Städte Deutschlands. Unter die ersten zehn zurückgekehrt sind Osnabrück (Rang 7) und Karlsruhe (Rang 10). Die Top 10 komplettieren Nürnberg (Rang 4), Aachen (Rang 5) und Stuttgart (Rang 8). Trier liegt insgesamt zwar nur auf Rang 13, sichert sich in der Kategorie Energie und Umwelt aber den Spitzenplatz.
Erprobte Digitalprojekte endich ausrollen
Nicht nur unter den Podiumsplätzen sind die Abstände knapp, auch die Top 10 rücken nach Beobachtungen des Bitkom insgesamt enger zusammen. Demnach liegen im diesjährigen Ranking zwischen Platz 4 und 10 nur 3,5 Punkte – so wenig wie nie zuvor. Auch jenseits der Top-Platzierungen gab es viel Bewegung im Smart City Index 2023. Dass sich in den Top 10 auch kleinere Universitätsstädte wie Aachen, Osnabrück oder Ulm befänden, zeige, dass man nicht groß sein müsse, um smart sein zu können, sagt Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst.
Wintergerst verweist aber auch auf große Unterschiede beim Tempo der Digitalisierung in den Städten. Seit Jahren seien die gleichen Städte unter den Top 20, gleichzeitig hätten viele Städte auf den hinteren Plätzen Schwierigkeiten, Tempo aufzunehmen. Obwohl viele Städte großartige Digitalprojekte umgesetzt hätten, hapere es oft daran, Einzelprojekte in die Fläche zu bringen. „Der Appell nach Berlin und in die Landeshauptstädte ist daher: Bund und Länder sollten nicht nur neue Leuchtturmprojekte wie etwa zum KI-Einsatz in der Verwaltung fördern, sondern den Roll-out von erprobten digitalen Lösungen viel stärker unterstützen“, so Wintergerst.
Unistädte haben es leichter
Der Smart City Index zeigt zudem, dass viele Städte in einzelnen Bereichen ausgeprägte Stärken haben, auch wenn es im Gesamt-Ranking nicht für eine Top-10-Platzierung reicht. Auffallend ist auch, dass es deutliche Unterschiede zwischen den Ländern gibt. Wie bereits im Vorjahr schneiden Städte in Baden-Württemberg, Bayern und Sachsen im Mittel deutlich besser ab als der Durchschnitt. Hessen und Rheinland-Pfalz liegen knapp über dem Schnitt, in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen fallen die Ergebnisse unterdurchschnittlich aus.
Allerdings unterscheidet sich auch die Anzahl der im Ranking berücksichtigten Städte zwischen den Ländern deutlich – so gibt es in Sachsen überhaupt nur drei Großstädte, in Nordrhein-Westfalen dagegen 30. Für Bundesländer mit weniger als drei Großstädten lässt sich faktisch keine Aussage treffen. „In Städten mit Hochschulen fällt der Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis deutlich leichter. Städte profitieren auch von Tech-Start-ups mit ihrem innovativen Technologie-Einsatz und frischen Blick auf Herausforderungen. Wenn Start-ups die Möglichkeit bekommen, Smart-City-Anwendungen vor Ort in Kooperationen zu testen, ist das eine klassische Win-win-Situation“, so Wintergerst.
Mehr als 12.700 Datenpunkte für 81 Städte
Für den Smart City Index wurden insgesamt 12.717 Datenpunkte erfasst, überprüft und qualifiziert. Analysiert und bewertet wurden alle 81 Städte mit einer Bevölkerung größer 100.000. Untersucht wurden die fünf Themenbereiche Verwaltung, IT und Kommunikation, Energie und Umwelt, Mobilität sowie Gesellschaft und Bildung. Die fünf Bereiche fächern sich in 37 Indikatoren auf, die wiederum aus insgesamt 157 Parametern bestehen.
Bei der Datenerhebung wurden die Kommunen aktiv einbezogen. Die Städte konnten Daten zur Digitalisierung liefern, jeweils mit Quellen belegt. Davon machten 94 Prozent der Städte Gebrauch – laut Bitkom ein Rekordwert in der Geschichte des Smart City Index. Die Daten wurden anschließend von einem Team aus Expertinnen und Experten von Bitkom Research validiert. Für jene fünf Städte, die ihrerseits keine Informationen geliefert hatten, wurden die Daten bei einschlägigen Stellen und zuverlässigen Quellen recherchiert. Der Smart City Index wird unterstützt von Visa, PwC und Uber.
(sib)
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Bildquelle: Nagy/Presseamt München