[14.9.2016] Mehr als 80 Prozent des Ausbaus mit direkten Glasfaseranschlüssen in Deutschland erfolgt durch alternative Netzbetreiber. Zu diesem Ergebnis kommt die Breitbandstudie 2016 des Bundesverbands Breitbandkommunikation (BREKO). Das Ziel der Bundesregierung, bis 2018 alle Haushalte mit Anschlüssen von 50 Megabit pro Sekunde zu versorgen, wird laut der Studie trotzdem verfehlt.
Der Bundesverband Breitbandkommunikation (BREKO) hat die von ihm erhobenen Marktdaten zur aktuellen Lage auf dem Telekommunikationsmarkt vorgestellt. Wichtigstes Ergebnis der BREKO Breitbandstudie 2016: Der Ausbau mit ultraschnellen Glasfaseranschlüssen bis zum Gebäude (FTTB) oder bis direkt in die Wohnung (FTTH) wird vor allem durch die 145 Netzbetreiber des Verbands vorangetrieben. Laut der Studie zeichnen sie für mehr als 60 Prozent des wettbewerblichen Ausbaus verantwortlich (Stand: Mitte 2015). Die nicht im BREKO organisierten Unternehmen hinzugerechnet, erfolgen insgesamt rund 80 Prozent des Ausbaus durch die alternativen Netzbetreiber. Sie haben nach Angaben des BREKO im vergangenen Jahr insgesamt 4,2 Milliarden Euro in den deutschen Telekommunikationsmarkt investiert und damit 53 Prozent der Gesamtinvestitionen gestemmt. „Die BREKO Breitbandstudie 2016 bestätigt erneut: Die alternativen Netzbetreiber treiben den Ausbau mit zukunftssicheren Glasfaseranschlüssen maßgeblich voran“, sagt BREKO-Präsident Norbert Westfal. „Auch wenn die Vectoring-II-Entscheidung den Infrastrukturwettbewerb erheblich behindert, werden wir uns nicht von unserem Weg abbringen lassen: Deutschland braucht hochleistungsfähige Gigabit-Netze, um Wirtschaftswachstum – und damit Wohlstand – zu sichern. Und wir sind diejenigen, die diese essenzielle Zukunftsinfrastruktur bauen.“
Bundesregierung verfehlt Zielsetzung
Wie aus der Marktanalyse des BREKO weiter hervorgeht, wird die Bundesregierung ihr Breitband-Ziel – 50 Megabit pro Sekunde (MBit/s) für alle Haushalte bis zum Jahr 2018 – unter den aktuellen Rahmenbedingungen nicht mehr erreichen können; bestenfalls werde 85 Prozent aller Haushalte ein solcher Breitband-Anschluss zur Verfügung stehen. Die jüngste Vectoring-Entscheidung der Bundesnetzagentur werde den Ausbau in unterversorgten Gebieten sogar verlangsamen. Denn eine Ursache für die Verfehlung des Breitband-Ziels sei, dass in den vergangenen Jahren ein starker Doppelausbau vor allem in Gebieten mit paralleler Breitband-Kabel-Infrastruktur stattgefunden hat – laut BREKO in erster Linie durch die Deutsche Telekom. Auf diese Weise seien im vergangenen Jahr mehr als 70 Prozent aller Investitionen in den Überbau bereits vorhandener NGA-Netze geflossen. „Dies wird sich weiter intensivieren – denn durch die vom Regulierer abgesegnete Ausbauverpflichtung wird die Deutsche Telekom nun in den vielfach gut versorgten Nahbereichen bereits vorhandene NGA-Infrastrukturen überbauen. Das ist regulatorisch angeordneter Überbau“, meint Professor Nico Grove, CEO des Instituts für Infrastrukturökonomie & Management und Mitglied des BREKO-Beirats.
An drei Schrauben drehen
Nach Ansicht des Verbands müssten drei entscheidende Stellschrauben verändert werden, um investitionsfördernde Rahmenbedingungen für einen zukunftssicheren Glasfaserausbau zu schaffen (
wir berichteten): Erstens müsse die Politik ein zukunftsweisendes Infrastrukturziel zum Ausbau mit direkten Glasfaseranschlüssen (FTTB / FTTH) definieren. Zweitens müsse die Bundesnetzagentur ihr Regulierungsregime auf dieses Ziel ausrichten. Und drittens müsse der strategische Überbau hochleistungsfähiger Infrastruktur verhindert werden. „Die BREKO-Netzbetreiber bauen ultraschnelle Glasfasernetze überall dort, wo es wirtschaftlich möglich ist. Wir appellieren an die Politik, die aktuellen politischen und regulatorischen Rahmenbedingungen klar auf den dringend notwendigen Glasfaserausbau auszurichten – denn dieser ist für die Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft alternativlos“, sagt BREKO-Präsident Norbert Westfal.
(bs)
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Bildquelle: PEAK Agentur für Kommunikation