Reutlingen:
Wartung optimal organisiert


[22.12.2023] Gemeindeeigentum unterliegt oft strengen Arbeitsschutzregelungen und gesetzlichen Prüfrichtlinien. Die Stadt Reutlingen hat ihr Prüf-Management mithilfe einer Software professionalisiert und behält so den Überblick über anstehende Wartungstermine.

Reutlinger Feuerwehr setzt auf den Wartungsplaner. Kommunen und ihre Wirtschaftsbetriebe wie Entsorgung und Stadtwerke, Bauhof, Kläranlage oder Feuerwehr nutzen zahlreiche überwachungsbedürftige Betriebsmittel – dazu gehören unter anderem Elektrogeräte und Druckbehälter, Einsatzfahrzeuge, Türen und Fenster, Feuerlöscher, Regale und Leitern, Garten- und Baugeräte oder Kremations- und Grabtechnik. Das ist auch im baden-württembergischen Reutlingen so, einer großen Kreisstadt am Fuß der Schwäbischen Alb. Die Technischen Betriebsdienste, ein Eigenbetrieb der Stadt, unterhalten mit rund 310 Mitarbeitern die technische Infrastruktur. Zu den Aufgaben gehören unter anderem die Verwaltung von Friedhof und Bestattungsinstitut, Abfallwirtschaft, Stadtreinigung, Winterdienst, Werkstätten sowie der Baubetrieb und die Grünpflege. Der Bereich Friedhofswesen ist für die Gestaltung und Pflege der Friedhofsanlagen mit einer Gesamtfläche von rund 40 Hektar und etwa 20.000 Gräbern zuständig. Beim Instandhaltungsmanagement arbeiten die Technischen Betriebsdienste eng mit der Feuerwehr zusammen.

Wartungen wollen gut geplant sein

Bei so vielen Betriebsmitteln und Einsatzbereichen geht der Überblick über anstehende Wartungen und Prüfungen leicht verloren. „Die Überwachung unterschiedlichster gesetzlicher Prüffristen für das Krematorium, für die Werkstätten, die Lüftungsanlagen sowie für die Elektroprüfung stellt eine große Herausforderung dar“, schildert der Abteilungsleiter Friedhöfe der Technischen Betriebsdienste Reutlingen, Jürgen Senft. Besonders kritisch sind die vorgeschriebenen Prüfungen zum Emissionsschutz und der persönlichen Schutzausrüstung. Jahrelang wurden die Termine auf Papier festgehalten – in der Folge wurden notwendige Prüfungen teils verpasst. Insgesamt war der Organisationsaufwand hoch und viel Personalkapazität wurde gebunden. Gerade zyklisch wiederkehrende Wartungen erfordern eine gute Organisation: Sind Vorbereitung und Planung nicht optimal, lässt es sich nicht vermeiden, dass Wartungsturnusse mit anderen Vorgängen kollidieren. Geräte können dann nicht genutzt werden, weil Ersatzteile fehlen; Terminabstimmungen erschweren sich, wenn die zuständigen Mitarbeiter außer Haus sind.

Zeitgemäße Software-Lösung gefordert

Hinzu kommt die verpflichtende Dokumentation der Prüfungen. Sie auf Papier vorzuhalten, stellt keine zeitgemäße Lösung mehr dar. Eine sicherheitsrelevante Instandhaltung samt rechtssicherer Dokumentation ist so auf Dauer nur schwer umsetzbar. Verstoßen Kommunen gegen die Wartungsfristen, drohen Bußgelder, im schlimmsten Fall kann der Versicherungsschutz erlöschen. Ein Schadensfall hat dann unter Umständen strafrechtliche Folgen.
Die Technischen Betriebsdienste suchten deswegen nach einer Software, mit der sich Wartungen, Kontrollen und Unterweisungen termingerecht durchführen lassen. Gewünscht wurde zudem eine vollständige Bestandsübersicht sämtlicher Prüfobjekte. Die Dokumente sollten bei den Überprüfungen schnell auffindbar sein. Zudem musste das Wartungs-Tool die Anforderungen der verschiedenen Abteilungen innerhalb der Technischen Betriebsdienste erfüllen. „Das erforderte eine einfache Dokumentation, Übersichtlichkeit und eine sinnvolle Untergliederung der Objekte“, so Senft.

Sicherheitsprüfungen rechtskonform dokumentiert

Nach einem Auswahlverfahren entschied sich die Stadt Reutlingen für den Wartungsplaner der Hoppe Unternehmensberatung. Das Tool basiert auf der DIN EN ISO 9001 und entspricht den Empfehlungen der Berufsgenossenschaften für das Prüffristen-Management. Der Wartungsplaner wurde zunächst als Einzelplatzlösung implementiert: Damit modernisierte der Technische Betriebsdienst seine Wartungsorganisation. Im Anschluss wurde er als Gesamtlösung sukzessive auf die Stadt Reutlingen ausgerollt. Mittlerweile arbeiten die Verwaltung, das Krematorium, der Betriebshof sowie die Feuerwehr mit der Lösung, weitere Einsatzfelder befinden sich in Vorbereitung.
Die Technischen Betriebsdienste haben nun einen Überblick über den Wartungszustand aller prüfpflichtigen Arbeitsmittel sowie Zugriff auf fällige Wartungstermine. Aufgaben wie Instandhaltungen, Behebung von Störungen oder Reparaturen werden dem jeweiligen Objekt zugeordnet, Ergebnisse und erhobene Daten online dokumentiert. Für die Protokolle der Sicherheitsüberprüfungen können Text-, Bild- und Sprachaufnahmen hinterlegt werden. Die Dokumentationen sind damit rechtskonform, nachvollziehbar und zentral auffindbar. Für die Kommune bedeutet das auch Rechtssicherheit: Sie kann so nachweisen, dass Prüfungen korrekt und in den vorgeschriebenen Zeiträumen stattgefunden haben.

Störanfällige Objekte nun leichter ersichtlich

Im kommunalen Wartungsmanagement spielen nun Reporting und Kennzahlen eine zunehmende Rolle, insbesondere hinsichtlich Reparaturkosten, Zeitaufwand und Abschreibung. Mit dem Wartungsplaner ist es möglich, die entsprechenden Daten auszuwerten und somit die Steuerung der Prozesse sowie die Früherkennung zu optimieren. Damit ist das Reporting entscheidend, um den Lebenszyklus der Prüfobjekte zu überwachen. Kennzahlen machen ersichtlich, ob bestimmte Objekte häufiger ausfallen als andere des gleichen Typs und welche besonders häufig zu Störungen führen. Diese können dann in Zusammenarbeit mit dem Hersteller optimiert werden.
„Mit dem Wartungsplaner können die 35 Mitarbeiter im Bereich Friedhof die mittlerweile etwa 900 Objekte sinnvoll untergliedern“, erläutert Jürgen Senft. Weitere Prüfobjekte kommen noch hinzu. Mit der Software gelingt es leichter, den Überblick zu behalten und die Prüfungen und Wartungen rechtssicher zu verwalten und zu dokumentieren. Auch die Unterweisungen der Mitarbeiter und deren Dokumentation haben sich vereinfacht.

Mehr Transparenz und wirtschaftlichere Abläufe

„Im Vergleich zu früher können wir mit dem Wartungsplaner das Prüffristen-Management deutlich besser vorausplanen und haben mit dem Programm eine komplette Übersicht über bestehende Wartungsverträge“, sagt Senft. Auch bei Defekten außerhalb der geplanten Wartung habe sich die Lösung bewährt. „Der Dokumentation ist es zu verdanken, dass wir nun genau im Blick haben, welche Wartungsarbeiten getätigt wurden.“ Da das Instandhaltungsteam auf der gleichen Datenbasis arbeitet, sind Diskrepanzen ausgeschlossen. Störungen werden nicht mehr mündlich weitergegeben, sondern in die Software eingetragen. Dadurch werden auch kleine Beeinträchtigungen an Prüfobjekten nicht vergessen. Die Transparenz hat die Arbeitsprozesse verbessert – wirtschaftlichere Abläufe unterstützen die Sicherheit. Und nicht zuletzt wird das Verwaltungshandeln in den kommunalen Betrieben optimiert.

Nadja Müller ist freie Fachjournalistin in Weinheim (Bergstraße).

https://www.wartungsplaner.de
https://www.reutlingen.de
Dieser Beitrag ist in gekürzter Form in der Ausgabe Dezember 2023 von Kommune21 erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.  (Deep Link)

Stichwörter: Fachverfahren, Instandhaltungsmanagement, Wartungsplanung, Reutlingen

Bildquelle: Kzenon/stock.adobe.com

Druckversion    PDF     Link mailen


 Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich Fachverfahren
Ostalbkreis: Virtuelles Bauamt startet
[21.8.2024] Einen neuen digitalen Kundenservice bietet das Landratsamt Ostalbkreis: Dort startet das Virtuelle Bauamt, eine im Zuge der OZG-Umsetzung vom Land Mecklenburg-Vorpommern entwickelte Onlineleistung. Das Ende-zu-Ende digitalisierte Verfahren entlastet Antragstellende und Verwaltung. mehr...
Abschied vom Papierantrag: Der Ostalbkreis hat die EfA-Leistung zum digitalen Bauantrag aus Mecklenburg-Vorpommern erfolgreich implementiert.
München: Behördenklick statt Behördengang
[21.8.2024] Nach einem Wohnortwechsel muss man diesen der Meldebehörde des neuen Wohnsitzes innerhalb von zwei Wochen mitteilen. Die elektronische Wohnsitzanmeldung ermöglicht es, den Gang zum Amt zu sparen und die Anmeldung online zu erledigen. Nun steht der Service auch in München zur Verfügung. mehr...
Wer in München umzieht, kann die neue Adresse flexibel online melden – vom Sofa im neuen Zuhause, noch zwischen Umzugskisten oder sogar vom Beifahrersitz des Umzugswagens.
Hamburg: Weiterleistung von Wohngeld digitalisiert
[15.8.2024] Seit dem 7. August 2024 können Hamburgerinnen und Hamburger die Weiterzahlung des Wohngelds online beantragen. Der neue Service im digitalen Serviceportal der Stadt Hamburg ermöglicht eine vollständig digitale Abwicklung, inklusive der Einreichung notwendiger Nachweise. mehr...
Hamburgerinnen und Hamburger können die Weiterzahlung des Wohngelds jetzt online beantragen.
Hessen: Digitale Wohnsitzanmeldung pilotiert
[12.8.2024] Wer umzieht, muss innerhalb von 14 Tagen die neue Adresse melden. Die als EfA-Leistung von der Freien und Hansestadt Hamburg entwickelte Elektronische Wohnsitzanmeldung bietet eine Alternative zum Besuch im Bürgerbüro. In Hessen wird sie in den ersten Kommunen zur Erprobung ausgerollt. mehr...
Die digitale Wohnsitzanmeldung erspart Bürgerinnen und Bürgern nach einem Umzug den Amtsbesuch – und entlastet die Bürgerämter. In Hessen startet jetzt der Roll-out.
Stuttgart: Neues Kitaportal am Start
[5.8.2024] In Stuttgart erfolgt die Kitaplatzvergabe künftig über ein zentrales Onlineportal. Das soll Mehrfachanmeldungen vermeiden und den Bearbeitungsaufwand für die Einrichtungen reduzieren. Das bisherige Angebot Kita-Finder wird um ein persönliches Elternkonto erweitert. 
 mehr...
Weitere FirmennewsAnzeige

SCCON vernetzt Politik, Verwaltung und Digitalwirtschaft: Drei Tage Fokus auf die Digitalisierung des öffentlichen Sektors auf der Smart Country Convention Berlin
[1.9.2024] Bürokratiebändiger, Digitalisierungsfans und Smart City Enthusiasten – sie alle kommen vom 15. – 17. Oktober 2024 auf der Smart Country Convention in Berlin zusammen. Ob Leitlinien für den Einsatz von KI in der Verwaltung, digitaler Zwilling in der Smart City oder personalisierte Verwaltung auf dem Smartphone – es gibt bereits heute zahlreiche innovative Lösungen für die Digitalisierung von Städten, Gemeinden und Behören. Spitzenvertreterinnen und -vertreter aus Verwaltung, Politik und Wissenschaft, Pioniere der Digitalwirtschaft, Hidden Champions und lokale Branchenköpfe zeigen auf der Smart Country Convention 2024, wie wir die Herausforderungen der Digitalisierung gemeinsam bewältigen können. mehr...

Dokumentenmanagement: Zukunftsweisende Rechnungsbearbeitung mit SAP
[21.8.2024] Rechnungen treffen in Unternehmen in allen Formaten und auf unterschiedlichen Wegen ein: im Papierformat, per E-Mail als PDF oder bereits als E-Rechnung im XML-Format. Letzteres Format ist im Public Sector schon gesetzt, im B2B wird es nun zum 1.1.2025 verpflichtend. Für die Rechnungsverarbeitung in SAP gibt es bereits erprobte Lösungen am Markt. Wichtig ist, dass diese auch mit der neuen Produktgeneration S/4HANA in ihren verschiedenen Ausprägungen funktionieren. mehr...

12. Kölner Vergabetage: Aktuelle Trends, Best Practices und vergaberechtliche Entwicklungen im Fokus
[12.8.2024] Die Kölner Vergabetage sind das jährliche Highlight für alle, die sich mit den neuesten Entwicklungen, Trends und (EU-)Gesetzgebungen im Vergaberecht und deren praktischen Auswirkungen befassen. Unter dem Motto „Tagen. Treffen. Testen.“ bildet die Jahres-Veranstaltung eine Plattform für Wissenstransfer, direkten Austausch und praxisorientierte Einblicke. mehr...
Suchen...

 Anzeige

Aboverwaltung


Abbonement kuendigen

Abbonement kuendigen
Ausgewählte Anbieter aus dem Bereich Fachverfahren:
cit GmbH
73265 Dettingen/Teck
cit GmbH
G&W Software AG
81671 München
G&W Software AG
ITEBO GmbH
49074 Osnabrück
ITEBO GmbH
Lecos GmbH
04103 Leipzig
Lecos GmbH
Aktuelle Meldungen