Künstliche Intelligenz:
KI in den Kinderschuhen


[29.1.2024] Die Kommunen erwarten von KI-Systemen einen hohen Nutzen für die Verwaltungsarbeit. Die Einschätzung ist jedoch eher theoretischer Natur, denn Erfahrungen mit der neuen Technologie sind selten. Das zeigt eine Stellungnahme des KDN. Dabei gäbe es zahlreiche Anwendungsfelder.

So stellt sich der KI-Bildgenerator DALL-E das Amt der Zukunft vor. Auf eine Anfrage der FDP-Fraktion im Landtag Nordrhein-Westfalen zum Einsatz von KI in der öffentlichen Verwaltung hat der Dachverband kommunaler IT-Dienstleister in Nordrhein-Westfalen (KDN) eine Stellungnahme abgegeben (wir berichteten). Die in dem Papier dargestellten Perspektiven und Herausforderungen spiegeln einen wichtigen Moment der technologischen Entwicklung und ihrer Integration in den öffentlichen Sektor wider.
Besonders bemerkenswert ist der Kontrast zwischen dem hohen Nutzenpotenzial, das die Befragten der KI beimessen, und der tatsächlichen Umsetzung von KI-Systemen in der Praxis, die noch in den Kinderschuhen steckt. Diese Diskrepanz unterstreicht die Notwendigkeit, über die reine Technikfaszination hinauszugehen und sich mit den realen Bedingungen für einen erfolgreichen Einsatz von KI auseinanderzusetzen.

KI-Systeme erproben

Ein zentraler Punkt der Stellungnahme des KDN ist die Forderung nach einer verstärkten Erprobung von KI-Systemen in der öffentlichen Verwaltung, um praktische Erfahrungen zu sammeln. Diese Forderung ist grundlegend, denn ohne eine solide Basis an Erfahrungswerten ist es schwierig, die tatsächlichen Nutzenpotenziale und Grenzen von KI-Anwendungen realistisch einzuschätzen. Die Erprobung sollte dabei nicht nur technische Aspekte umfassen, sondern auch organisatorische, rechtliche und ethische Fragen berücksichtigen, um einen ganzheitlichen Ansatz für die Integration von KI in die öffentliche Verwaltung zu entwickeln.

Zahlreiche Anwendungsfelder

Die Anwendungsbereiche von KI-Systemen in der öffentlichen Verwaltung sind vielfältig und spiegeln das breite Spektrum der Aufgaben und Herausforderungen wider, mit denen die Kommunen konfrontiert sind. KI-Systeme können in mehreren Schlüsselbereichen einen erheblichen Mehrwert bieten:

Dokumenten-Management und Texterkennung: KI kann eingesetzt werden, um große Mengen von Dokumenten zu analysieren, zu sortieren und zu verarbeiten. Durch die Fähigkeit, Muster zu erkennen und Texte zu interpretieren, können KI-Systeme dabei helfen, Informationen schneller zu finden, zusammenzufassen und zugänglich zu machen. Dies ist besonders nützlich für die Archivierung und das Wiederauffinden von Dokumenten sowie für die Automatisierung von Routineaufgaben, wie beispielsweise die Bearbeitung von Anträgen.

Sprach- und Tonerkennung: Diese Technologien ermöglichen die Transkription von Audioinhalten und die automatische Übersetzung des gesprochenen Wortes, was den Zugang zu Dienstleistungen für Menschen mit unterschiedlichem Sprachhintergrund erleichtern kann. Spracherkennung kann auch für die Protokollierung von Ratssitzungen oder die automatische Beantwortung von Bürgeranfragen eingesetzt werden, um die Effizienz zu steigern und Wartezeiten zu verkürzen.

Gesichts-, Gesten- und Raumerkennung: In sicherheitsrelevanten Anwendungen wie Videoüberwachung oder Zugangskontrolle können KI-Systeme zur Identifikation und Verhaltensanalyse eingesetzt werden. Diese Technologien können auch in der Verkehrsüberwachung, zur Steuerung autonomer Fahrzeuge oder zur Überwachung öffentlicher Räume eingesetzt werden.

Chatbots und Assistenzsysteme: KI-gestützte Chatbots können Bürgerinnen und Bürger rund um die Uhr über Verwaltungsdienstleistungen informieren, Anfragen entgegennehmen und die Bearbeitung einfacher Vorgänge übernehmen. Assistenzsysteme können Verwaltungsmitarbeitenden helfen, effizienter zu arbeiten, indem sie beispielsweise relevante Informationen vorschlagen oder Routineaufgaben automatisieren.

Automatisierung von Verwaltungsentscheidungen: In Bereichen, in denen Entscheidungen auf der Grundlage klar definierter Kriterien getroffen werden können, kann KI dazu beitragen, den Entscheidungsprozess zu beschleunigen und konsistente Ergebnisse sicherzustellen. Dies kann die Effizienz und Transparenz von Verwaltungsverfahren erhöhen.

Kluft zwischen Machbarkeit und Akzeptanz

Die Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Einsatz von KI, insbesondere die Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes, der rechtlichen Rahmenbedingungen und der Akzeptanz bei den Beschäftigten und in der Bevölkerung, müssen ernst genommen werden. Diese Bedenken deuten auf eine große Kluft zwischen technologischer Machbarkeit und gesellschaftlicher Akzeptanz hin. Die Entwicklung transparenter Richtlinien und die Schaffung von Vertrauen in KI-Systeme sind daher entscheidend, um diese Herausforderungen zu überwinden. Immerhin zeigt eine aktuelle Bitkom-Umfrage, dass die Bürgerinnen und Bürger dem Einsatz von KI-Lösungen in verschiedenen Bereichen, auch in der öffentlichen Verwaltung, erstaunlich aufgeschlossen gegenüberstehen.
Insgesamt beleuchtet die Stellungnahme des KDN die komplexe Dynamik des Einsatzes von KI in der öffentlichen Verwaltung und bietet einen wertvollen Rahmen für die Diskussion über die Zukunft der digitalen Kommune. Die Betonung der Notwendigkeit praktischer Erprobung, die Anerkennung der Herausforderungen und die vorgeschlagenen Unterstützungsmaßnahmen sind wichtige Schritte auf dem Weg zu einem verantwortungsvollen und effektiven Einsatz von KI in der öffentlichen Verwaltung.


Alexander Schaeff

Bericht auf move-online zur KI-Umfrage des Bitkom (Deep Link)

Stichwörter: Politik, Künstliche Intelligenz, KI, KDN, Kommentar

Bildquelle: DALL-E/K21 media GmbH

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