[7.9.2018] Der Kreis Lippe in Nordrhein-Westfalen war im Jahr 2008 bundesweit die erste Kommune, die auf das Amtliche Liegenschaftskataster-Informationssystem (ALKIS) umgestellt hat. Zum Projekterfolg beigetragen hat die Gründung von Anwendergemeinschaften mit den Software-Herstellern.
Im nordrhein-westfälischen Kreis Lippe ist die Digitalisierung im Bereich Geo-Information seit zehn Jahren gelebte Praxis. Als nach eigenen Angaben bundesweit erste Katasterbehörde hat der Kreis im Jahr 2008 den neuen Standard Amtliches Liegenschaftskataster-Informationssystem (ALKIS) eingeführt. Neben zehn Jahren ALKIS im Produktiveinsatz würdigten rund 100 Gäste aus Nordrhein-Westfalen im Rahmen einer Feierstunde im Detmolder Kreishaus zudem ein zweites Ereignis: Das zehnjährige Bestehen der AED-SICAD Anwendergemeinschaft NRW.
Axel Lehmann, Landrat des Kreises Lippe, erklärte in seiner Begrüßungsrede, das Amtliche Liegenschaftskataster-Informationssystem bilde die Grundlage für zahlreiche weitere Fachdaten. Ob Breitband-Koordinierung, Genehmigung von Bauvorhaben oder Wanderwege-Infrastruktur: Ohne deren gemeinsame digitale Darstellung mit aktuellen Grundstücksgrenzen und Gebäuden ließen sich die Aufgaben in den Kommunalverwaltungen gar nicht mehr wahrnehmen.
NRW-Kommunen als Vorbilder
Die Einführung von ALKIS in Deutschland gestaltete sich als Projekt von großen Ausmaßen: Bei den Katasterbehörden in Nordrhein-Westfalen hat sie insgesamt sieben Jahre, in den übrigen Bundesländern rund fünf Jahre in Anspruch genommen. In Bayern und Berlin sei erst Ende 2015 auf den neuen Standard umgestellt worden, berichtete Stefan Ostrau, zuständiger Leiter des Fachbereiches Geo-Information, Kataster, Immobilienbewertung sowie Digitalisierungsbeauftragter des Kreises Lippe. Die Bundesländer hätten dabei auch auf die Erfahrungen der nordrhein-westfälischen Kommunen aufgebaut.
Der Kraftakt in Zahlen: Das Liegenschaftskataster besteht deutschlandweit aus rund 64,4 Millionen Flurstücken und rund 21,5 Millionen Gebäuden mit georeferenzierter Adresse (Hauskoordinaten). Hinzu kommen Millionen von Eigentümerdaten, Angaben über die tatsächliche Nutzung und weitere Daten.
Erfolgsrezept: Kooperation
Das Erfolgsrezept Nordrhein-Westfalens lag laut dem Kreis Lippe in einem kooperativen Vorgehen mit der Wirtschaft: Bereits 2008 wurden insgesamt drei Anwendergemeinschaften gegründet. Diese hatten zum Ziel, das etwa 3.500 Seiten umfassende, bundesweit gültige Regelwerk technisch umzusetzen und bis zur Praxisreife zu entwickeln. Der Wettbewerb wurde dadurch sichergestellt, dass jeweils nur eine Software-Firma in einer Anwendergemeinschaft mitwirken konnte.
Der Kreis Lippe hatte sich schon frühzeitig für die Lösungen von Anbieter AED-SICAD entschieden und sich von Beginn an in der AED-SICAD Anwendergemeinschaft NRW engagiert. In dieser arbeiten heute neben dem Land Nordrhein-Westfalen rund 30 Institutionen aus NRW und Gäste aus anderen Bundesländern erfolgreich zusammen.
Für den Kreis Lippe ergeben sich jährlich mehr als acht Millionen Zugriffe auf das Amtliche Liegenschaftskataster und das mit weiteren Informationen gefüllte Geo-Portal. Darüber hinaus stehen Nutzern landesweite ALKIS-Datensätze bei der Bezirksregierung Köln, Geobasis NRW, zentral zur Verfügung.
Die Entwicklung geht weiter
Wie der Kreis Lippe mitteilt, wird das ALKIS stetig weiterentwickelt. So werde bundesweit seit Längerem daran gearbeitet, den Datenaustausch mit anderen Verwaltungen umzusetzen: Von der Bundesstatistik mit dem Projekt Zensus 2021 über die Steuerverwaltung (steuerrelevante Grundstücksdatenbank) bis hin zur Anbindung an das Datenbankgrundbuch sowie der Daten der Flurneuordnungsverwaltung. Darüber hinaus würden weitere Entwicklungen aufgegriffen so etwa die Einführung der dritten Dimension im Liegenschaftskataster (3D), mobile Lösungen für Smart Devices oder die Integration von Fernerkundungsdaten (Copernicus-Programm) in die Katasterdaten.
(bs)
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