[20.7.2005] Einmal im Jahr trifft sich die Major Cities of Europe IT Users Group zum Erfahrungsaustausch. In diesem Jahr fand die Konferenz in Marseille statt. IT-Verantwortliche europäischer Großstädte berichteten über ihre Projekte.
Die Major Cities of Europe IT Users Group ist eine unabhängige Einrichtung von Vertretern europäischer Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern. Dieses Netzwerk der IT-Verantwortlichen bietet den Mitgliedern Unterstützung im Rahmen des kontinuierlich optimierten Einsatzes der Informationstechnologie bei der Umsetzung der Aufgaben der Kommunen und anderer öffentlicher Institutionen. Insbesondere die jährlich ausgerichtete Konferenz der Gruppe dient einem intensiven Erfahrungsaustausch. In diesem Jahr fand das Treffen in der französischen Metropole Marseille statt, die als neues Mitglied die Konferenz vom 6. bis 8. Juni 2005 ausrichtete. In vier Sessions berichteten Kommunen, Dienstleister und IT-Spezialisten über neue Entwicklungen im IT-Sektor und aktuelle Belange der Städte. Vertreter der Stadt Marseille präsentierten einen Überblick über die Entwicklung ihrer IT-Strategie. Marseille betrachtet die technische Entwicklung und ihre Auswirkungen auf die Verwaltung als Evolution. Zukünftig soll die Entwicklung und der Einsatz der IT nicht bloß als eine Sache technischer Spezialisten verstanden werden, sondern als ein wichtiger Einflussfaktor für das Modell einer "Neuen Verwaltung". In mehreren Schritten soll in Marseille eine IT-Strategie mit Hilfe zielführender Projekte und Prioritäten entwickelt und umgesetzt werden. In der Session IT- und Finanz-Management berichteten die Städte Barcelona und Bozen über ihre Erfahrungen mit der SAP-Einführung. Eindruckvoll war der kritische Bericht von Barcelona, in dem nicht nur über den Ablauf des Projekts, sondern über die "Lessons learned" berichtet wurde. Als negativ wurde an der bisherigen Entwicklung insbesondere eingeschätzt, dass der Projektleiter gleichzeitig Anwender war, die Anwender während des Projekts die Anforderungen an das System änderten und der IT-Bereich nicht seiner Bedeutung gemäß ins Projekt eingebunden war. Dennoch gelang es mit Hilfe der IT-Abteilung der Stadt Barcelona, SAP erfolgreich einzuführen. Wegen der gesetzlich vorgegebenen Unterschriftsregelungen wurde zusätzlich ein Workflow-System mit elektronischer Unterschrift implementiert. E-Government-Lösungen bilden immer wieder einen Schwerpunkt bei den jährlichen Konferenzen der Major Cities. Diesmal berichtete die Stadt Zagreb als langjähriges Mitglied über die Einführung eines Dokumenten-Management-Systems als Mittel für die Transparenz elektronischer Diensten. In Zagreb wird das System für die Verfolgung von Anträgen der Bürger beispielsweise bei der Steuer verwendet. Das Dokumenten-Management wurde dazu in die Geschäftsprozesse und die IT-Systeme des Finanzministeriums integriert. In der abschließenden Session standen Open Source Software und Open Standards im Mittelpunkt. Praxisberichte und Vorgehensweisen wurden vom Bundeskanzleramt in Österreich, vom Ministerium für Wissenschaft und Technologie in Dänemark, von der Universität in Bozen und von den Eurocities mit unterschiedlichen Schwerpunkten vorgestellt. Im nächsten Jahr trifft sich die Major Cities of Europe IT Users Group in Norwich. Mehr über IT-Projekte und E-Government in europäischen Staaten und Städten finden sich in der August-Ausgabe von Kommune21, die am 29. Juli als Sonderheft "Internationales E-Government" erscheint.
(al)
http://www.majorcities.orgKontakt zu Major Cities of Europe in Deutschland:
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