REPORT:
Jubiläum der AKDB


[23.5.2011] Im Jahr 1971 wurde die Anstalt für Kommunale Datenverarbeitung in Bayern (AKDB) gegründet. Auf der Jubiläumsveranstaltung in München gaben sich jetzt die Chefs kommunaler IT-Dienstleister ein Stelldichein. Ein Rückblick auf 40 Jahre AKDB.

Festakt in München: Bayerns Innenminister Joachim Herrmann lobt die AKDB. (Foto: AKDB) Ihren 40. Geburtstag hat die Anstalt für Kommunale Datenverarbeitung in Bayern (AKDB) am 12. Mai 2011 mit einem Festakt gefeiert. Rund zweihundert Gäste waren der Einladung ins Münchner Varieté-Theater GOP gefolgt, um gemeinsam mit dem öffentlich-rechtlichen IT-Unternehmen der bayerischen kommunalen Spitzenverbände auf vier Jahrzehnte zu blicken. Beinahe wäre die Veranstaltung jedoch im wahrsten Sinne des Wortes geplatzt. Am Nachmittag fanden Bauarbeiter eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg vor dem Veranstaltungsort und kurzzeitig wurde überlegt, den Festakt abzusagen. Doch seine Beamten, so wird Bayerns Innenminister Joachim Herrmann später sagen, hätten alle Hindernisse aus dem Weg geräumt und es ermöglicht, dass die Kommunen gemeinsam mit ihrem IT-Dienstleister feiern konnten.
Damit hat das Bayerische Staatsministerium des Innern wie vor 40 Jahren eine wichtige Rolle für die Anstalt für Kommunale Datenverarbeitung in Bayern gespielt. Denn der damalige Innenminister Bruno Merk war einer der Impulsgeber für die Gründung der AKDB am 12. Mai 1971, berichtete Herrmann in seiner Festansprache. Merk drohte nämlich mit der Gründung einer staatlichen Institution, sollten sich die Kommunen nicht auf eine eigene Organisation einigen.

Anfänge der kommunalen IT

Nachzulesen ist diese Episode in der AKDB-Chronik „Von der Lochkarte zum E-Government“ des langjährigen AKDB-Chefs Alfred Trageser. Die Ära der elektronischen Datenverarbeitung (EDV) in den Kommunen, heißt es bei Trageser, beginnt kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. In Bayern beispielsweise verwenden die größten Städte München, Nürnberg und Augsburg bereits 1947 EDV-Anlagen, die aus Tabelliermaschinen, Locher, Lochkartenleser, Mischer und Sortiermaschinen bestehen. Genutzt werden die Systeme etwa zur Lohnabrechnung oder bei den Stadtwerken zur Verbrauchsabrechnung. Das Personalreferat der Stadt München startet bereits 1958 die elektronische Gehaltsabrechnung für die damals rund 14.000 Angestellten der Landeshauptstadt. Im Jahr 1967 betreiben 16 der 49 kreisfreien Städte Bayerns ein eigenes EDV-System. Auch die Landkreise befassen sich mit IT. Gemeinsam mit IBM entwickelt der Landkreisverband Bayern zwischen 1966 und 1969 die ersten Anwendungen zur Berechnung und Zahlung von Sozialleistungen, Verfahren für Unterhaltssicherung und Ausbildungsförderung sowie für die Personalabrechnung.
Dass es wirtschaftlicher wäre, die kommunale IT gemeinsam zu betreiben, lag auch damals auf der Hand. Deshalb bündeln der Bayerische Landkreisverband und der Gemeindetag Ende der 1960er-Jahre ihre EDV-Aktivitäten in der Kommunalen EDV-Zentrale Bayerns (KEZB), die somit als Vorläufer-Organisation der AKDB gelten kann. Allerdings: Die Einrichtung zentraler EDV-Anlagen wird vom Bayerischen Städtetag skeptisch gesehen und als mögliche Gefährdung der kommunalen Selbstverwaltung eingestuft. In einem Papier der Arbeitsgruppe EDV des Städtetags steht: „Dies gilt insbesondere für die EDV-gestützte Erledigung von Aufgaben des eigenen Wirkungskreises. Zweifellos müsste eine solche Entwicklung zu einer Verödung der kommunalen Selbstverwaltung führen.“

Drohung des Innenministers

Die Bedenken des Bayerischen Städtetages werden zerstreut durch eine noch größere Drohung. Ende der 1960er-Jahre plant der Bund ein neues Einwohnermeldewesen, bei dem die Einführung eines einheitlichen Personenkennzeichens ein wesentlicher Bestandteil sein sollte. Der Freistaat Bayern drängt die Kommunen nun massiv, eine gemeinsame Einrichtung zu schaffen, weil klar war, dass die Neuorganisation des Meldewesens nur unter Einsatz moderner Datentechnik und Software möglich ist. In einem Brief von Innenminister Bruno Merk an die kommunalen Spitzenverbände vom 14. Januar 1971 heißt es, an Stelle des gegenwärtigen Nebeneinanders verschiedener kommunaler EDV-Einrichtungen sollte eine wirtschaftliche, überörtliche Institution gesetzt werden, die als IT-Dienstleister für alle Kommunen dient. Nur so könnten die Kommunen „sinnvoll und wirtschaftlich das modernste Verwaltungsmittel, das heute zur Verfügung steht, verwenden und sich nutzbar machen, ohne dass ihre Kompetenzen durch staatliche Reglementierung beschnitten werden müssen“. Diesen Wink mit dem Zaunpfahl verstehen die Kommunen sofort.

AKDB-Gründung im Münchener Rathaus

Am 2. April 1971 teilen die Geschäftsführer der drei Spitzenverbände dem Innenministerium mit, dass sie eine Anstalt für Kommunale Datenverarbeitung in Bayern gründen wollen und bitten um Genehmigung eines Satzungsentwurfes für die neue Institution. Die Gründungsversammlung findet im kleinen Sitzungssaal des Münchener Rathauses statt. Innenminister Bruno Merk ist mit dabei, als der damalige Münchener Oberbürgermeister, Hans-Joachim Vogel, sagt: „Möge das Hilfsmittel Elektronik den Kommunen dienen, sie aber nie beherrschen.“
Ihre Arbeit nimmt die AKDB am 1. Oktober 1971 auf. Das Personal besteht aus drei Direktoren und vierzehn Mitarbeitern. Die neue Institution startet nicht kalt: Sämtliche Verfahren, die auf dem IBM-System des Landkreisverbands und der Siemens-EDV-Anlage des Gemeindetags laufen, werden weiterbetrieben. Es stehen also gleich zu Beginn Lösungen für die Gehaltsabrechnung, für die Berechnung verschiedener Sozialleistungen sowie für Fleischbeschaugebühren und das Einwohnerwesen für die kommunalen Meldeämter zur Verfügung. Im Gründungsjahr startet zudem in sieben Landkreisen der Pilotbetrieb einer kommunalen Finanz-Software.
Während in anderen Bundesländern in den 1970er- und 1980er-Jahren Kommunale Datenverarbeitungszentralen als Zweckverbände gegründet wurden, hat sich Bayern für eine landesweite Anstalt des öffentlichen Rechts entschieden. Dies hatte zur Folge, dass keine flächendeckende, interkommunale Datenverarbeitung unter Beteiligung fast aller Kommunen in Bayern entsteht. Dies bedeutet auch: Die Kommunen müssen keine Umlagen bezahlen, es gibt keinen Anschlusszwang und keine Abnahmeverpflichtung, keine Zuweisung von oder Beschränkung auf bestimmte Aufgaben. Seit 1982 werden auch keine Zuschüsse mehr gezahlt. Die AKDB musste sich also von Anfang an im Wettbewerb behaupten.

AKDB heute

Geschadet hat dies nicht. Heute hat der IT-Dienstleister bundesweit rund 4.500 Kunden, in Bayern liegt der Marktanteil bei 60 Prozent. Die AKDB selbst hat 735 Mitarbeiter, im Unternehmensverbund, zu dem die Tochterfirmen Tera Software, LivingData, DVKS und kommIT gehören, arbeiten fast 840 Beschäftigte. Das Unternehmen betreibt ein zentrales Service-Rechenzentrum in Bayreuth sowie ein Outsourcing-Rechenzentrum in Würzburg, für Kundennähe sorgen Geschäftsstellen in allen sieben bayerischen Bezirken. Bundesweit vertrieben werden die AKDB-Produkte von der Tochtergesellschaft kommIT mit Sitz in Köln.
Die AKDB versteht sich heute als langfristiger, strategischer Partner für Kommunen bei der Entwicklung und Pflege kommunaler Software und beim Angebot von Dienstleistungen. Das Unternehmen entwickelt Produkte für alle Bereiche der kommunalen Verwaltung, insbesondere die OK-Produktfamilie mit OK.FIS (Finanzwesen), OK.EWO (Meldewesen), OK.SOZIUS (Sozialwesen) oder OK.VORFAHRT (Verkehr). Zudem vertreibt die AKDB Software verschiedener Partnerfirmen. Im Jahr 2010 erwirtschaftete die AKDB einen Umsatz in Höhe von rund 76 Millionen Euro.

Lob vom Innenminister

Kein Wunder also, dass der heutige bayerische Innenminister auf der Festveranstaltung am 12. Mai im Varieté-Theater GOP voll des Lobes war. Der wirtschaftliche Erfolg komme den Kommunen zugute, sagte Joachim Herrmann. Die AKDB sei ein Teil der kommunalen Familie und ein kompetenter, zukunftsorientierter Dienstleister für Kommunen und den Freistaat. Das Staatsministerium des Innern sei zwar die Aufsichtsbehörde der AKDB, aber auch Anwalt, Berater und Förderer, sagte Herrmann und verwies etwa auf Fördermittel in Millionenhöhe für den Bau eines Rechenzentrums. Die AKDB, lobte der Innenminister weiter, betreibe die IT nicht nur ordnungsgemäß, sondern gut und innovativ. Sie arbeite seit vielen Jahren fehlerlos, noch nie sei es zu Datenpannen oder größeren Systemausfällen gekommen. Joachim Herrmann: „Die Kommunen können stolz sein, einen solchen IT-Dienstleister zu besitzen.“

Bayerische Schmankerl

Alexander Schroth, Vorstandsvorsitzender der AKDB, betätigte die „gedeihliche Zusammenarbeit“ mit dem Staatsministerium des Innern, man sporne sich gegenseitig an. Schroth und Michael Sedlmair, Vorsitzender der AKDB-Hauptversammlung und Bürgermeister der Gemeinde Ismaning, begrüßten beim Festakt gewissermaßen die Crème de la Crème der kommunalen Datenverarbeitung. Nach München gekommen waren die Chefs zahlreicher Kommunaler Datenzentralen und Rechenzentren, von denen einige bald selbst 40. Geburtstag feiern können. Sie erlebten einen unterhaltsamen Abend mit spektakulären Auftritten von Varieté-Künstlern. Am Ende der Veranstaltung spendete die AKDB 25.000 Euro an die Bayerische Lebenshilfe. Aber auch die Gäste wurden beschenkt, zumindest die Gewinner der Tombola. Einer der Glücklichen sagte, als Bürgermeister habe er lange Jahre gut mit der AKDB zusammengearbeitet. Dies sei Geschenk genug, „da hätt’s des gar net gebraucht“, meinte der Ex-Bürgermeister und verwies auf seinen Gewinn, einen Geschenkkorb mit bayerischen Schmankerln. (al)

http://www.akdb.de

Stichwörter: Anstalt für Kommunale Datenverarbeitung in Bayern (AKDB)



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