Smart City:
Intelligenteres Dresden


[2.11.2023] Die sächsische Landeshauptstadt ist eines der vom Bund geförderten Modellprojekte Smart Cities. Aktuell werden in drei Pilotquartieren mehrere Maßnahmen erprobt, die anschließend in ganz Dresden zum Einsatz kommen sollen.

Smart City: Dresden ist auf dem Weg. Was macht eine Stadt smart? Je nach Befragtem gibt es darauf sehr unterschiedliche Antworten. Genau diese Erkenntnis lag dem Vorgehen bei der Erstellung der Smart-City-Strategie Dresden zugrunde. Im Smart City Index des Branchenverbands Bitkom konnte sich Dresden im Jahr 2022 den dritten Platz erkämpfen (wir berichteten). Dieser Indikator zeigte noch vor der Bearbeitung der Strategie, dass in der sächsischen Landeshauptstadt bereits vielfältige Aktivitäten in Richtung Smart City ergriffen wurden. Unterstützen diese Aktivitäten kein gemeinsames Ziel, bleibt es langfristig nur Stückwerk. Das war die Intention bei der Erstellung der Smart-City-Strategie Dresden: zielgerichtete Bündelung bereits existierender Aktivitäten, Ausrichtung aller stadtraumbezogenen Digitalisierungsprojekte auf die strategischen Vorgaben der Smart-City-Strategie, die wiederum auf das Integrierte Stadtentwicklungskonzept (INSEK) ausgerichtet ist sowie Initiierung von Smart-City-Leitprojekten zur Aktivierung der städtischen Organisationseinheiten im Sinne der Smart-City-Strategie.
Dieses Vorgehen passte ideal zum Förderprogramm Modellprojekte Smart Cities des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen. Der Bund unterstützt seit 2019 inzwischen 73 Kommunen in drei Staffeln. Gefördert werden kommunale, fachübergreifende und raumbezogene Strategien und deren Umsetzung sowie der dafür notwendige Kompetenzaufbau. Im Jahr 2021 stellte Dresden erfolgreich einen entsprechenden Förderantrag (wir berichteten).

Strategie für die smarte Stadt

Die Smart-City-Strategie hat das Wissensarchitektur-Laboratory of Knowledge Architecture, ein interdisziplinärer Thinktank der TU Dresden, in Zusammenarbeit mit der Landeshauptstadt erarbeitet. Dabei wurden Leitliniendokumente wie INSEK oder die Smart-City-Charta des Bundes analysiert und Akteure, Projekte und Themen existierender Maßnahmen in einem Smart-City-Radar erfasst. Mit umfangreichen Beteiligungsformaten wurden einerseits Sachverständige aus den Dresdner Fachämtern, andererseits Vertreterinnen und Vertreter aus Zivilgesellschaft, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft in den Prozess einbezogen. Aus den Ergebnissen – also den erfassten Potenzialen, Bedarfen und Herausforderungen – wurden Leitlinien und Handlungsfelder formuliert, die den Rahmen für die Entwicklung der Leitprojekte bildeten. Mit einer projektbegleitenden Syntheseforschung wird die Forschungsgruppe Wissensarchitektur die Strategie auf ihre Wirkung prüfen und optimieren. Im Juni 2023 bestätigte der Dresdner Stadtrat das Strategiedokument einschließlich der Umsetzungsmaßnahmen (wir berichteten).

Modellhafte Erprobung bis Ende 2026

Auf Grundlage des INSEK wurden für die Dresdner Strategie drei Modellquartiere identifiziert. In den Pilotquartieren Johannstadt, Friedrichstadt und Dresden-Ost werden bis Ende 2026 mehrere Maßnahmen modellhaft erprobt. Die Erhebung sowie die Weiternutzung von Daten spielen im gesamten Modellprojekt eine entscheidende Rolle. Derzeit entstehen in vielen Kommunen Plattformen zur zentralen und öffentlichen Datenbereitstellung. Dresden verfügt bereits über ein Open-Data-Portal. Ziel des Projekts Open Data ist es, die Potenziale und Vorteile der vorhandenen Plattform für Bürgerschaft, Wirtschaft und Verwaltung klar herauszustellen und zu vereinfachen.
Mit der Cleema-App kann gezielt getestet werden, ob und wie sich Stadtteile durch digitale Tools aktivieren lassen. Nutzerinnen und Nutzer können bei Cleema selbst tätig werden. Die Plattform bietet Informationen und Tipps zum eigenen Verhalten und spielerische Ansätze für nachhaltiges und klimagerechtes Handeln.
Die geplante Sportpark-App ist die zweite App innerhalb des Modellprojekts. Mit dem Sportpark Ostra verfügt Dresden über Sachsens größtes Sportareal. Bis 2030 wird das Gelände zum modernen, nachhaltig gedachten Sportpark ausgebaut. Die App soll Nutzende und Sportflächen digital vernetzen sowie zur Automatisierung von Prozessen beitragen. Da die Angebote für jedermann gedacht sind, ist die Entwicklung der App ein partizipatives Pilotprojekt.

Beteiligung, Umwelt und Klima

Die Maßnahme Smart Participation setzt die Beteiligungsformate der Strategieentwicklung in Zusammenarbeit mit der Wissensarchitektur fort. Hier sollen die Kompetenzen und Angebote der Stadtverwaltung hinsichtlich smarter Bürgerbeteiligung strukturiert und erweitert werden. Ein digitales Beteiligungskonzept soll dies bündeln und das Bürgerlabor als räumliche Schnittstelle unterstützen.
Auch im Bereich Umwelt und Klima gibt es Konzepte für Dresden. Im Zuge der Pilotmaßnahme Umweltmonitoring wird ein digitaler urbaner 3D-Zwilling aufgebaut, mit dem eine differenzierte Warnung und Sensibilisierung der Öffentlichkeit vor Starkregen und ein Aufzeigen von Handlungsmöglichkeiten für alle relevanten Akteurinnen und Akteure zur Risikominimierung ermöglicht wird.
Das multimodale Verkehrsmanagement-System speist sich ebenfalls aus sensorgestützten Umweltdaten. Innerhalb dieses Projekts werden umweltbezogene Daten analysiert und dafür verwendet, den Straßenverkehr optimiert zu lenken. Einfluss auf die Verkehrsströme können beispielsweise Temperaturen, Regenfälle oder Glatteis haben. Intelligente Lichtsignalanlagen schalten entsprechend um, sodass sensible Bereiche dosiert befahren und weniger belastet werden.

Mobilität und Energieeinsparung

Mobilität ist ein entscheidender Faktor für ein smartes Dresden, deshalb initiiert das Straßen- und Tiefbauamt noch ein zweites Projekt. Das Strategische Erhaltungsmanagement strebt eine nachhaltige Ressourcennutzung an. Baumaßnahmen für Fahrbahnerneuerungen müssen strategisch geplant und realisiert werden, um finanzielle Mittel zielgerichteter und wirtschaftlicher einzusetzen. Innerhalb des Modellprojekts soll ein Echtzeit-Tool entwickelt werden, mit dem der bautechnische Zustand der Straßen ermittelt werden kann.
Die Thematik Energieeinsparung und -optimierung wird konkret in Friedrichstadt und im Dresdner Osten erprobt. Für das Städtische Klinikum Dresden Friedrichstadt soll eine sektorübergreifende Simulation des Energieversorgungssystems aufgebaut werden. Dieses smarte Energiemodell leitet Optimierungsalgorithmen ab, um beispielsweise den Eigenverbrauch der Photovoltaikanlagen zu erhöhen. Darüber hinaus wird ein Energie-Management-System entwickelt, welches das Energieversorgungssystem steuert. Für das energieautarke Wohnquartier wird ein neues Energieversorgungs- und Sanierungskonzept zum Aufbau einer 100 Prozent emissionsfreien Wärme- und Kälteversorgung sowie zur Reduzierung der Betriebskosten realisiert.
Die ausgewählten Modellquartiere stehen in der Projektlaufzeit stellvertretend für alle Stadtteile Dresdens. Die Strategie samt ihren Projekten sollen nach der erfolgreichen Testphase in der gesamten Stadt zum Tragen kommen und Dresden zu einer intelligenteren Stadt machen.

Prof. Dr. Michael Breidung ist Leiter des Eigenbetriebes IT-Dienstleistungen der sächsischen Landeshauptstadt Dresden.

https://www.dresden.de/mpsc
https://tu-dresden.de/bu/architektur/wa/smart_city_dresden
Dieser Beitrag ist in der Ausgabe November 2023 von Kommune21 erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren. (Deep Link)

Stichwörter: Smart City, Dresden, INSEK

Bildquelle: Sebastian Weingart

Druckversion    PDF     Link mailen


Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich Smart City
Bürger-App: Kommunale Kommunikation Bericht
[26.4.2024] Bürger-Apps ermöglichen den unkomplizierten, direkten Austausch zwischen Kommunen und Einwohnern. Die Smart Village App ist ein offenes Baukastensystem speziell für Kommunen, das individuell angepasst werden kann. Rund 40 Kommunen nutzen es bereits - darunter auch die Stadt Hagenow in Mecklenburg-Vorpommern. mehr...
Die Smart Village App ist modular und individualisierbar.
Dortmund/Schwerte: Bericht zum Stand der Smart City
[23.4.2024] Brücken, die über ihren Zustand informieren, Schüler, die Umweltdaten ihrer Schule auswerten oder eine App zum Mängelmelden – all das steht für das Modellprojekt Smart Cities DOS 2030. Rund ein Jahr nach Verabschiedung der Smart-City-Strategie hat die Stadt Dortmund einen Sachstandsbericht vorgelegt.
 mehr...
Schleswig-Holstein: Parkraumerfassung im Norden
[22.4.2024] Die „Smarte Grenzregion zwischen den Meeren“ ist eine Modellregion im Rahmen des Bundesförderprojekts Modellprojekte Smart Citys. Schwerpunkte des sehr umfangreichen Vorhabens: Messung von Besucherströmen und Sensorikmaßnahmen zur Parkraumerfassung. Die Umsetzung schreitet weiter voran. mehr...
Ist noch was frei? Darstellung des Parkplatzes am Strand Solitüde in der App „City Pilot“.
Würzburg: Erste 5G-Straßenleuchte Bayerns
[22.4.2024] In Würzburg wurde jetzt die erste 5G-Straßenleuchte Bayerns in Betrieb genommen. Sie ist das Ergebnis eines Pilotprojekts von O2 Telefónica, 5G Synergiewerk und den Stadtwerken Würzburg. mehr...
In Würzburg funkt seit Kurzem die erste 5G-Straßenleuchte Bayerns.
Leipzig: Smart City Lab eröffnet
[15.4.2024] Digitalisierung begreifbar machen – das will das Leipziger Smart City Lab, das jetzt vom Referat Digitale Stadt eröffnet wurde. Bürgerinnen und Bürger haben dort die Gelegenheit, sich zu informieren, neue Technologien auszuprobieren, aber auch mit Digitalisierungsfachleuten zu diskutieren. mehr...
Das Smart City Lab in Leipzig wird als Ort der Information und des Austauschs eröffnet.
Suchen...

 Anzeige

 Anzeige



Aboverwaltung


Abbonement kuendigen

Abbonement kuendigen
IT-Guide PlusxSuite Group GmbH
22926 Ahrensburg
xSuite Group GmbH
KID Magdeburg GmbH
39104 Magdeburg
KID Magdeburg GmbH
JCC Software GmbH
48149 Münster
JCC Software GmbH
Lecos GmbH
04103 Leipzig
Lecos GmbH
NOLIS GmbH
31582 Nienburg/Weser
NOLIS GmbH
Aktuelle Meldungen