[26.10.2017] Ein Notfall-Tablet soll Rettungskräfte künftig bei der Erfassung medizinischer Daten der Verletzten unterstützen und bei der Therapieentscheidung helfen. Finanziert wird das Projekt vom Bundesforschungsministerium.
An einem Einsatzort herrscht häufig Chaos und Hektik. Rettungskräfte müssen dabei stets einen kühlen Kopf bewahren – und oft in wenigen Sekunden eine Entscheidung treffen, von der Menschenleben abhängen. Ein schneller Überblick über den Zustand des oder der Verletzten ist entscheidend. Modernste Technik soll die Rettungskräfte künftig hierbei unterstützen. Gemeinsam mit Medizinern und Unternehmern und mit finanzieller Unterstützung des Bundesforschungsministeriums entwickeln Wissenschaftler dazu ein digitales Notfalldiagnose- und Therapieunterstützungssystem. Dieses können die Einsatzkräfte vor Ort über ein Tablet nutzen.
„Wir wollen zeigen, dass die Qualität der medizinischen Notfallversorgung durch digitale Technik erhöht werden kann“, sagt Mediziner Wikhart Reip, Projektleiter am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE). Mit dem Notfall-Tablet können Rettungskräfte am Einsatzort die Vitaldaten des Patienten manuell erfassen oder automatisch aus angeschlossenen Geräten übernehmen lassen. Ergebnisse können vom Tablet auch zurück an die Notfallgeräte gesendet werden. Auf Basis der gesammelten Daten zeigt das System den Helfern Hinweise und Vorschläge für das weitere Vorgehen an. Zudem ist es jederzeit möglich, Fachärzte per Telemedizin zu Rate zu ziehen und weitere Ergänzungsinformationen zu erhalten. „Unser Ziel ist es, dass Einsatzkräfte Diagnose- und Therapieentscheidungen schneller und sicherer treffen können“, erklärt Reip.
Ein weiterer Vorteil des Systems ist die mobile Rettungsdienstakte, in der alle Daten hinterlegt werden können. Diese dient als Schnittstelle für die weitere Kommunikation: „Die Akte kann unmittelbar an die weiterbehandelnde Notfallambulanz gesendet werden“, sagt Reip. Das erspart Zeit und sichert die reibungslose Weiterversorgung der Patienten. Zudem können die Einsatzkräfte vor Ort bereits bekannte Informationen über den Patienten, wie beispielsweise Vorerkrankungen oder regelmäßig eingenommene Medikamente, abrufen. Reip: „Anhand der Daten kann die Qualität der Patientenversorgung vom Einsatzort bis ins Krankenhaus analysiert und nachhaltig verbessert werden.“ An dem Projekt beteiligt sind das UKE, die Unternehmen Tech2Go Mobile Systems und Weinmann Emergency Technology sowie die Hochschule Mannheim.
(bs)
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Bildquelle: Tech2go Mobile Systems